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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Loebinger, Lotte

* 10.10.1905 ✝ 9.2.1999

Geb. in Kattowitz (Katowice, Polen); Vater Arzt; 1915 Vollwaise, Umzug nach Kiel als Mündel der ältesten Schwester Friederike L.; Besuch des Mädchen-Lyzeums, 1920 mittlere Reife; Arbeit im Kontor des Kaufhauses Karstadt u. als Verkäuferin; Komparsin an der Städt. Oper Kiel; Privatunterricht in Sprechtechnik; 1922 Umzug nach Breslau zur Schwester Waltraut (Lehrerin), um eine Theaterlaufbahn beginnen zu können; 1924 Verkäuferin; erstes Engagement in Breslau; durch die Schwester in die pol. Tätigkeit für die KPD einbezogen; Kassiererin für die IAH u. Rezitationsabende; 1924 Zweckeheschließung der Schwester nach Beschluß der KPD-ZL mit dem inhaftierten Max Hoelz; 1925 Verhaftung der Schwester; nach deren Freilassung wird L. L. Mitgl. der KPD; 1926 Umzug nach Berlin, Unterkunft bei Erich u. Zenzl Mühsam; durch sie Vermittlung zum Renaissance-Theater u. Kontakte zu Herbert Wehner; 1926 – 27 Volksbühne am Bülowplatz (Erwin Piscator); 1927 – 31 Mitgl. des Piscator-Koll. (Theater am Nollendorfplatz); 1927 Heirat mit Herbert Wehner, 1928 Aufgabe der Ehegem., jur. Trennung im Nov. 1952 in Hamburg; 1927 Mitw. bei der UA von »Hoppla, wir leben« (Volksbühne), 1927 »Rasputin«, 1929 »§ 218« (Frauen in Not); 1931 Filmdebüt in Fritz Langs Film-Klassiker »M«; 1931 Tournee des Piscator-Koll. durch die UdSSR; nach der Rückkehr Mitarb. in versch. Agitprop-Truppen u. 1932 am Dt. Künstlertheater Berlin; Beginn der Lebensgem. mit Heinrich Greif (1907 – 46); am 24.12.1932 Emigr. nach Polen; Anschluß an die »Gruppe jüd. Schauspieler« in Warschau, u. a. mit  Erwin Geschonneck; 1934 Flucht über Prag in die UdSSR; von  Arthur Pieck vorbereiteter Vertragsabschl. über eine Tätigkeit im IRTB; 1934 Film »Aufstand der Fischer« (R: Erwin Piscator); sowj. Staatsbürgerschaft; Arbeit als Korrektorin an der »Dt. Zentralztg.« in Moskau; 1937 – 39 Sprecherin am Allunionskomitee für dt. Nachrichtensendungen (Radiosender Moskau, u. a. mit Heinrich Greif u.  Hans Rodenberg, (Ltg. der dt. Red.:  Sepp Schwab)), Entlassung wegen einer fehlenden Manuskriptseite einer Wjatschelaw Molotow-Rede beim Rundfunkvortrag; Auseinandersetzung mit dem NKWD; 1938 Film »Kämpfer« (R:  Gustav von Wangenheim); 1941 – 45 wieder Sprecherin bei Radio Moskau.

1946 Rückreise nach Berlin; Schauspielerin im Haus der Kultur, Unter den Linden (Ltg. Hans Rodenberg; Vorläufer des Maxim-Gorki-Theaters); 1946 Gründung einer »Gruppe junger Schauspieler« im Prenzlauer Berg (Berlin), u. a. »Moskauer Charakter«; 1946 am Dt. Theater u. a. in »Beaumarchais« von  Friedrich Wolf; 1948 – 49 Theater am Schiffbauerdamm (Ltg.  Fritz Wisten), u. a. »Rassen« von Ferdinand Bruckner; 1951 Aussprachen u. Konflikte mit dem ZK der SED im Zuge des Prozesses gegen Rudolf Slánský (Schwager der Schwester Waltraut L.), erhielt in diesem Zusammenhang im Juni 1953 von der ZPKK eine Rüge wegen »mangelnder pol. Wachsamkeit u. nicht richtigen parteimäßigen Verhaltens«; 1951 Vors. des Krs.-Aussch. der NF Berlin-Mitte; 1951 NP; 1952 – 93 Maxim-Gorki-Theater Berlin (auch Ehrenmitgl.); dort 1953 Parteisekr.; später BGL u. »Künstler. Rat«; mehr als 100 Bühnen-, Film- u. Fernsehrollen, am Maxim-Gorki-Theater (u. a. in Inszenierungen von  Maxim Vallentin); 1989 Lesung: »Weiter, weiter, weiter«, Volksbühne Berlin; letzte Bühnenrolle 1991: Narr in »Was ihr wollt« von William Shakespeare (Maxim-Gorki-Theater); DFF u. a.: »Ich will nicht leise sterben« nach dem Hörspiel von Martin Stephan (1978, R:  Thomas Langhoff); Heinrich-Greif-Preis; VVO; KMO; gest. in Berlin.

Porträt: Kasten, U. u. Gehler, F.: »... noch einmal Leben«. DFF. Berlin 1985.

Sekt.-Lit.: Ebert, G.: Plebejischer Anspruch, Spielerischer Schalk. Neues Dtl. v. 11.2.1999.

Aune Renk

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten