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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Marchlewski, Julian

* 17.5.1866 ✝ 22.3.1925

Julian Balthasar Marchlewski wurde am 17. Mai 1866 in Wloclawek/Kongreßpolen als Sohn einer verarmten Getreidehändlerfamilie geboren. Er besuchte das Gymnasium und arbeitete anschließend als Färber in verschiedenen Textilfabriken Polens, Deutschlands und der Schweiz. 1891 von der zaristischen Polizei inhaftiert, emigrierte in die Schweiz und studierte von 1892 bis 1896 an der Universität Zürich Rechts- und Staatswissenschaften. 1896 promovierte er mit der Dissertation »Der Physiokratismus in Polen«. Zusammen mit Rosa Luxemburg und Leo Jogiches gründete Marchlewski 1893 die Sozialdemokratie des Königreiches Polen (ab 1900 Sozialdemokratie des Königreiches Polen und Litauens, SDKPiL). Er gehörte deren Hauptvorstand an und vertrat die Partei auf internationalen Kongressen. Von 1896 bis 1919 lebte Marchlewski mit Unterbrechungen in Deutschland. Als Ausländer zur halblegalen Arbeit gezwungen, war er unter einer Vielzahl von Pseudonymen, z.B. Karski, vor allem journalistisch tätig, ab 1902 als ständiger Mitarbeiter der »Leipziger Volkszeitung«. Wegen seiner Teilnahme an der Revolution 1905 in Rußland wurde Marchlewski in der Festung Modlin eingekerkert. 1908 zog er nach Berlin, gehörte zu den Führern der deutschen radikalen Linken, obwohl kein Mitglied der SPD. Mit Rosa Luxemburg und Franz Mehring wurde er 1913 aus der »Leipziger Volkszeitung« verdrängt und gab mit beiden bis Mitte 1915 die »Sozialdemokratische Korrespondenz« heraus. Im Juli 1914 für drei Monate eingesperrt, er gehörte zu den Mitbegründern der Gruppe Internationale, der späteren Spartakusgruppe.

Marchlewski schrieb wichtige Flugschriften und verschiedene Artikel für die »Spartakusbriefe«. Von Mitte 1916 bis Mitte 1918 war er erneut inhaftiert. Nachdem ihn die Sowjetregierung gegen deutsche Kriegsgefangene austauschte, gehörte er dem Gesamtrussischen Zentralexekutivkomitee der Sowjets in Moskau an. Im Januar 1919 kehrte er nach Deutschland zurück, wurde in die Zentrale der KPD kooptiert und arbeitete illegal für die junge Partei im Ruhrgebiet, dort im Februar 1919 auf einer Konferenz aller Arbeiter- und Soldatenräte in den Beirat für die Sozialisierung im rheinisch-westfälischen Industrierevier gewählt. Im April 1919 mußte Marchlewski aus Deutschland fliehen, gehörte zu den Unterzeichnern des Aufrufs zur Gründung der Kommunistischen Internationale und war dann Mitbegründer der Kommunistischen Arbeiterpartei Polens. Im Auftrag der Sowjetregierung war er von 1919 bis 1922 an Friedensverhandlungen mit Polen, Litauen, Finnland, Japan und China beteiligt. Von Juni 1922 bis März 1925 Rektor der KUNMS, die später seinen Namen erhielt; auch Mitbegründer und Vorsitzender der IRH. Julian Marchlewski starb während eines Kuraufenthaltes am 22. März 1925 in Nervi (Italien). Seinem letzten Willen entsprechend wurde seine Urne nach Deutschland überführt und am 5. April 1925 in Berlin-Friedrichsfelde in unmittelbarer Nähe des Grabes von Rosa Luxemburg beigesetzt. Im Mai 1950 wurde Julian Marchlewskis Urne dann nach Polen gebracht.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten