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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Minew, Ilija

* 1917 ✝ 2000




Der Staatssicherheitsdienst reagierte darauf mit der Beschlagnahme des gesamten Archivs von Minew. Minew wurde von der Miliz vorgeladen, auf dem Revier geschlagen und er erhielt Todesdrohungen. 1987 äußerte die American Broadcasting Company ABC in einem ihrer Kommentare die Besorgnis der amerikanischen Regierung angesichts der Nichteinhaltung der Menschenrechte in Bulgarien. Der Sender zitierte dabei Passagen aus Minews Appell an die Wiener KSZE-Konferenz.

Am 16. Januar 1988 gelang es Minew, eine schon lange gehegte Idee umzusetzen: In seiner Wohnung gründeten sieben Personen die *Unabhängige Gesellschaft zum Schutz der Menschenrechte. Dieses Datum gilt als Beginn der organisierten Dissidentenbewegung in Bulgarien. In Punkt 1 des Statuts der Gesellschaft hieß es, diese sei keine politische Organisation. Dennoch wurde sie von den Behörden nicht zugelassen. Auf Anordnung von Staats- und Parteichef Todor Schiwkow wurde ein halbes Jahr darauf vielmehr ein regimetreues Menschenrechtskomitee ins Leben gerufen. Einige Monate darauf druckte das Zentralorgan der Partei „Rabotničesko delo“ einen Artikel, in dem die Forderungen der *Unabhängigen Gesellschaft zum Schutz der Menschenrechte als „verfassungsfeindlich, staatsfeindlich, antisozialistisch“ bezeichnet wurden. Die Gesellschaft sei darauf gerichtet, das „bestehende politische System und die rechtmäßig gewählten Machtorgane zu stürzen“. Weiter hieß es, die Menschenrechtsorganisation könne „nur schwer verbergen, dass sie Merkmale einer illegalen Organisation [besitze], die zu ihren Kampfmethoden durchaus auch extreme Formen des politischen, moralischen und physischen Terrors“ zähle.

Ende 1988 hatte die *Unabhängige Gesellschaft zum Schutz der Menschenrechte 25 Mitglieder. Als sie in Ichtiman versuchte, ihre erste Versammlung abzuhalten, wurden die Teilnehmer bereits auf dem Bahnhof verhaftet. Viele der Gründungsmitglieder zwangen die Behörden später zur Ausreise aus Bulgarien. Minew trat daraufhin erneut für 63 Tage in den Hungerstreik. Vom 12. Januar bis zum 16. März 1989 protestierte er so gegen die Beschlagnahme des literarischen Archivs des Sekretärs der Gesellschaft, Petar Manolow.

Insgesamt verbrachte Minew 33 Jahre seines Lebens wegen seines Einsatzes gegen Totalitarismus und für Menschenrechte in kommunistischen Gefängnissen. 480 Tage lang befand er sich im Hungerstreik.

Nach dem politischen Umbruch gab Minew 1991–95 die Zeitschrift „Svobodno slowo“ (Freies Wort) heraus, von der 48 Ausgaben erschienen. Ilija Minew starb 2000 in einem Pflegeheim in Pasardschik. Posthum wurde er noch im Jahr seines Todes mit der höchsten staatlichen Auszeichnung Bulgariens geehrt.


Silwija Radewa
Aus dem Polnischen von Gero Lietz
Letzte Aktualisierung: 06/17

Information

Die Sonderzeichen * und # erscheinen lediglich aus technischen Gründen im Text. Auf der Ursprungs-Webseite dissidenten.eu finden sie weiterführende Links sowie die vollständige Version der Biografien mit Glossarerklärungen, Chroniken und ausführlichen Darstellungen der Oppositionsgeschichten aller Länder.