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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Minster, Karl

* 25.12.1873 ✝ 10.2.1943

Geboren am 25. Dezember 1873 in Edenkoben/Pfalz; Kaufmann und Reisevertreter, lernte und arbeitete im Geschäft seines Vaters. 1896 wanderte er in die USA aus und war von 1899 bis 1901 Sekretär der deutschen Gewerkschaften in Philadelphia, von 1901 bis 1906 Redakteur der New Yorker »Volkszeitung«. Während eines vorübergehenden Aufenthaltes in Deutschland – er war 1904 als Korrespondent beim SPD-Parteitag in Bremen – wurde er Nachfolger des bisherigen Berichterstatters des »Vorwärts« in den Vereinigten Staaten von Amerika und zugleich Korrespondent der »Wiener Arbeiterzeitung«, des »Hamburger Echos«, der Leipziger und Dresdener Volkszeitung. 1905 erwarb Minster die amerikanische Staatsbürgerschaft, kehrte aber 1912 nach Deutschland zurück, wurde Mitglied der SPD und Redakteur der »Bergischen Arbeiterstimme« in Solingen, ab Januar 1914 des Duisburger SPD-Organs »Niederrheinische Arbeiterzeitung«. Nach Ausbruch des Krieges organisierte er dort die Opposition gegen die Politik des PV und der Reichstagsfraktions-Mehrheit. Deshalb aus der Redaktion entlassen, er gab das Mitteilungsblatt des sozialdemokratischen Vereins Duisburg und das radikale Blatt »Der Kampf«, Propagandablatt für Rheinland und Westfalen, heraus. Minster schloß sich der Spartakusgruppe an und war Teilnehmer der Reichskonferenz am 1. Januar 1916, wirkte auch in der Gruppe Internationale Sozialisten Deutschlands ( Julian Borchardt). Ab Oktober 1916 Redakteur des braunschweigischen SPD-Organs »Volksfreund«, aber auch hier wegen der Ablehnung der Burgfriedenspolitik entlassen. Im Mai 1917 flüchtete er in die Niederlande, war in Amsterdam Herausgeber der revolutionären Wochenzeitung »Kampf«. Minster wurde im Dezember 1917 von deutschen Agenten entführt, bereits an der Grenze festgenommen und inhaftiert.

Durch die Novemberrevolution 1918 aus der Haftanstalt Berlin-Moabit befreit, war er in der Spartakusgruppe Mülheim/Ruhr aktiv, für die er am Gründungsparteitag der KPD Ende 1918 in Berlin teilnahm. Minster war (mit Leo Jogiches) gegen die Gründung der Partei, er plädierte dann in der Diskussion für die Beteiligung an den Wahlen zur Nationalversammlung. 1919 übersiedelte er nach Frankfurt/M., wo er sich unter den Decknamen Otto Degner, Peter, Schädke und Moosmann politisch betätigte und einige Zeit Orgleiter der KPD war. Auf dem II. Parteitag der KPD im Oktober 1919 trennte er sich von der KPD und ging 1920 zur KAPD. In der Folgezeit von einer politischen Strömung zur anderen schwankend, löste er sich 1921 von der KAP und wechselte zur USPD. 1922 Redakteur des USPD-Organs »Freiheit«, blieb er auch nach 1922 bei der kleinen Rest-USPD. Ab 1923 war er Redakteur am USPD-Organ »Weckruf« in Essen bzw. der USPD-Tageszeitung »Volksfreund« in Hagen. Gegen Minster wurde wegen »Agententätigkeit« ermittelt, deshalb mehrfach inhaftiert. Schließlich in der separatistischen Bewegung aktiv, wurde er im Januar 1924 Staatssekretär der »Autonomen Regierung« der Pfalz. Nach deren Zusammenbruch war Minster einige Jahre Betriebsleiter einer Firma, lebte von 1928 bis 1933 in Essen als freier Schriftsteller und veröffentlichte Artikel und politische Aufsätze in sozialistischen Zeitungen wie der »Welt am Abend« und der »Rhein-Ruhr-Fackel«.

Ab 1929 in der KPO, kam er 1931 zur SAP. Minster emigrierte 1933 ins Saargebiet, wo er sich der frankophilen Saarländischen Wirtschaftsvereinigung SWV anschloß. Er arbeitete am SWV-Organ »Freie Saar« sowie an anderen saarländischen Zeitungen und Zeitschriften für die Status-quo-Bewegung gegen den Anschluß an Deutschland. Nach dem Saar-Referendum emigrierte er in das lothringische Metz, wirkte dort in zahlreichen antifaschistischen Organisationen. Nach Kriegsausbruch flüchtete er nach Paris, sein Versuch, 1941 in die USA zu kommen, mißglückte, da er seine frühere US-Staatsbürgerschaft verloren hatte. Er wurde am 10. Dezember 1941 von der Gestapo verhaftet, am 27. Juli 1942 durch den 2.Senat des VGH zum Tode verurteilt. Karl Minster ist wenige Tage vor dem Vollstrekkungstermin, am 10. Februar 1943, in der Haftanstalt Berlin-Plötzensee ums Leben gekommen.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten