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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Neumann, Felix

* 23.12.1889 ✝ 18.11.1947

Geboren am 23. Dezember 1889 in Berlin, Sohn eines Zugführers, sein Großvater war Geheimer Kanzleirat. Neumann lernte Schriftsetzer und blieb in diesem Beruf. Bis August 1923 war er u. a. bei der Druckerei August Scherl und zuletzt in der Reichsdruckerei tätig, von 1915 bis 1918 bei den Eisenbahnpionieren. 1910 Mitglied der SPD, während des Krieges der USPD, 1919 der KPD. Bei der Spaltung 1920 ging er zur KAPD, 1921 zur VKPD, wo er kleinere Funktionen in Frankfurt/M. und Berlin übernahm. Ab Mitte September 1923 wurde Neumann besoldeter Orgsekretär bei der Zentrale der KPD in Berlin. Bis Anfang November 1923 Sekretär des sogenannten Revkom (Revolutionskomitee), er überbrachte Gelder an die Oberbezirke für die Aufstandsvorbereitungen. Nach späteren Aussagen hatte er unmittelbar von Heinrich Brandler den Auftrag erhalten, militärische Formationen und deren Bewaffnung zu organisieren und ein Revolutionskomitee zu bilden, rätselhaft bleibt, warum der unerfahrene Neumann damit betraut wurde. Nach dem Scheitern des Aufstands wurde er Sekretär des AM-Apparates unter Leitung von Peter Skoblewski und sollte Mitte November 1923 eine T-Gruppe leiten (das T stand für »Terror«, die Presse machte daraus später »Tscheka«). Am 7. Januar 1924 schoß Neumann in Berlin zweimal auf den als Spitzel verdächtigten Johann Rausch, der später seinen Verletzungen erlag; ein geplantes Attentat auf den Reichswehrchef Hans von Seeckt wurde nicht durchgeführt. Am 28.Februar 1924 ist eine von Neumann geführte Gruppe wegen Überschreitung der Polizeistunde in einer Stuttgarter Gaststätte festgehalten und nach einem Fluchtversuch verhaftet worden. In der Untersuchungshaft verweigerte Neumann zunächst jede Auskunft über seine Tätigkeit. Inzwischen wurden Skoblewski und zahlreiche andere Parteifunktionäre festgenommen. Als die »Rote Fahne« Felix Neumann am 27. April 1924 als Spitzel bezeichnete, distanzierte er sich von der T-Gruppe und sagte umfassend und im wesentlichen wahrheitsgemäß über seine Aktivitäten aus. Im sogenannten Tscheka-Prozeß, der als Auftakt einer Reihe politischer Prozesse geplant war, avancierte er zum Kronzeugen und wurde am 22. April 1925 zum Tode verurteilt, die Strafe dann in lebenslängliche Haft umgewandelt und mehrfach durch Amnestien gemildert (schließlich im Oktober 1930 ganz aufgehoben). Bereits 1928 fand der öffentlich inszenierte Übertritt Felix Neumanns zu den Nationalsozialisten statt, im Herbst 1928 floh er aus dem Zuchthaus – vermutlich unter Mithilfe von NS-Funktionären – und blieb bis zum Oktober 1930 illegal. Am 1.November 1930 offizielle Aufnahme in die NSDAP (Mitgliedsnr. 359.649). Von 1930 bis 1933 ist Felix Neumann als Propagandist, Organisator und »begabter Redner mit großem fanatischen Einsatz« für die NSDAP aufgetreten; im April 1933 Leiter einer NSDAP-Kreisgeschäftsstelle, aus der er 1934 wegen seiner Vergangenheit entlassen wurde. Danach zwei Jahre als Vertreter tätig, wurde er im November 1936 durch das Oberste Parteigericht der NSDAP rehabilitiert und erhielt eine Anstellung als hauptamtlicher Mitarbeiter in der NS-»Deutschen Arbeitsfront«. Die chronologisch letzte Eintragung in der NSDAP-Kartei vermeldet 1943 den Umzug von Kattowitz nach Berlin. Nach neueren Recherchen ist Felix Neumann bei Kriegsende als NS-Funktionär inhaftiert und in das sowjetische Speziallager Bautzen eingeliefert worden, wo er am 18. November 1947 starb.

 

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten