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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Niederkirchner, Michael

* 3.9.1882 ✝ 19.8.1949

(* 1882 – † 1949)

Geboren am 3. September 1882 in Budapest, Sohn eines Steinhauers; begann eine Lehre als Rohrleger. 1903 trat er in die Sozialdemokratische Partei Ungarns ein, leistete 1904 seinen Militärdienst in der österreichischen Armee und übersiedelte im Mai 1905 nach Deutschland, Rohrleger in Berlin. 1914/15 Soldat, geriet 1915 in russische Kriegsgefangenschaft. Im April 1918 nahm er am 1. Kongreß der ausländischen Arbeiter- und Bauerndeputierten in Moskau teil, wurde Mitglied der deutschsprachigen Sektion der Bolschewiki und kehrte im Januar 1919 nach Berlin zurück. Mit dem linken Flügel der USPD 1920 zur KPD. Seit 1920 Branchenleiter der Berliner Rohrlegergewerkschaft und deren Sekretär. 1921 tendierte Niederkirchner zu den rechten Kommunisten und unterschrieb einen Protest gegen den Ausschluß der KAG-Gruppe. Mitglied der BL Berlin, 1927 wurde er Mitglied des ZK. 1929 als Leiter des Berliner Rohrlegerstreiks populär geworden, aber wegen des wilden Streiks aus der Gewerkschaft ausgeschlossen. Auf dem Weddinger Parteitag 1929 wieder ins ZK gewählt und im Dezember 1929 auf dem VII. Kongreß der RGI in Moskau in den Zentralrat und das Vollzugsbüro berufen, blieb er von Februar bis September 1930 als Orgsekretär der RGI in Moskau. Im Oktober 1930 kehrte er nach Deutschland zurück, wurde Generalsekretär der RGI Sektion Metall und gehörte sowohl der RGO-Reichsleitung als auch dem europäischen Sekretariat der RGI an.

Am 28. Februar 1933 verhaftet, im Juni 1934 als lästiger Ausländer (Niederkirchner hatte noch immer seine ungarische Staatsangehörigkeit) aus Deutschland ausgewiesen. Ab Juli 1934 wieder in Moskau, dort in der RGI tätig und seit Ende 1935 Sekretär der Profintern. Von 1936 bis 1938 verantwortlicher Sekretär des Büros für internationale Beziehungen der Metallarbeiterverbände der Sowjetunion, im Februar 1938 wurde er Referent, ab September 1939 Inspektor für Arbeitsbesorgung für Politemigranten aus Spanien und der Tschechoslowakei. Mitte 1940 Staatspensionist, 1945 kam Niederkirchner nach Berlin zurück. Er unterschrieb als ZK-Mitglied den Aufruf der KPD vom Juni 1945. In der Zonenleitung der IG Metall des FDGB tätig, wurde er Leiter der Schulungsarbeit des FDGB. Michael Niederkirchner starb am 19.August 1949.

Sein ältester Sohn, Paul Niederkirchner (*1907), seit 1927 in der KPD, wurde in Moskau vom NKWD verhaftet und dort am 19.Oktober 1938 erschossen. Seine Tochter Katja Niederkirchner (*7.10. 1909 – † 27. 9. 1944), während des Krieges in der Sowjetunion als Fallschirmspringerin ausgebildet, sprang über Deutschland ab, wurde verhaftet und im KZ Ravensbrück erschossen.

Seine Frau Helene (* 8. 3. 1889 – † 2. 6. 1967), mit der er fünf Kinder hatte, wurde nach ihrer Rückkehr aus der Sowjetunion nicht Mitglied der SED, sie lebte als Rentnerin in Ost-Berlin. Die Tochter Mia Niederkirchner (* 19. 8. 1911 – † 2. 1. 1982) war nach einem Studium an der KUNMS in Moskau 1937 Referentin im EK der KJI, ab 1938 arbeitete sie bei der deutschen Sektion der Komintern in Moskau bzw. im Volkskommissariat für Außenhandel. 1946 nach Deutschland zurückgekehrt, war sie von 1948 bis 1950 im Büro des Sekretariats der SED-Landesleitung Groß-Berlin, bis 1971 im Apparat des ZK der SED.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten