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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Oberdörster, Ernst

* 6.4.1888 ✝ 19.9.1972

Geboren am 6. April 1888 in Leichlingen/Krs. Solingen, Sohn eines sozialdemokratischen Arbeiters; lernte Lackierer. 1910 Mitglied der SPD. Soldat im Krieg, 1916 Übertritt zur USPD und mit deren linkem Flügel 1920 zur KPD. Von 1920 bis 1922 Sekretär der Freien Gewerkschaften in Solingen. Als Kommunist entlassen, arbeitete er dann als Lackierer bei der Reichsbahn in Opladen, wo er von 1919 bis 1926 Stadtverordneter war. 1922 Delegierter des IV. Weltkongresses der Komintern. Mitte 1923 als hauptamtlicher Funktionär Orgleiter des Bezirks Niederrhein. Oberdörster gehörte zur Mittelgruppe, blieb aber auch 1924 in seiner Funktion und schloß sich dann den Linken an. Von 1924 bis 1927 Abgeordneter des Rheinischen Provinziallandtages, bis 1926 Orgleiter für den Bezirk Niederrhein in Düsseldorf. 1927 Kursant der Internationalen Leninschule in Moskau. Nach seiner Rückkehr zog er 1928 als Abgeordneter in den Preußischen Landtag ein. Sekretär in Düsseldorf, ab 1929 Mitarbeiter des ZK (Sozialpolitische Abteilung) in Berlin. 1932 Reichsleiter der IAH, aber nicht mehr in den Landtag gewählt. Oberdörster wurde am 28. Februar 1933 während einer Versammlungstour in Ost-Thüringen in Greiz verhaftet. Er blieb bis zum 1. September 1934 im KZ und war dann bis 1937 erwerbslos. 1937 erneut festgenommen, wurde aber bald wieder freigelassen, da nach einer Anweisung der Berliner an die Düsseldorfer Gestapo nichts gegen ihn unternommen werden sollte (»die Stapo Berlin ist über O. genauestens unterrichtet«). Am 28. Juni 1944 wurde Oberdörster zur Wehrmacht eingezogen, er desertierte Ende April 1945 und kam am 2. Mai noch kurzzeitig in sowjetische Kriegsgefangenschaft. 1945/46 Referent im ZK der KPD bzw. SED für Ernährungsfragen. Anschließend in der Konsumgenossenschaft Berlin beschäftigt, ab 1954 Angestellter beim VE Versorgungs- und Lagerungskontor der Lebensmittelindustrie – Pflanzliche Erzeugnisse. Politische Bedeutung erlangte er nicht mehr. Ernst Oberdörster starb am 19. September 1972 in Ost-Berlin.

Sein Sohn Friedrich Oberdörster (* 22. 12. 1915 – † 8. 3. 1984) war Mitglied des KJVD, nach 1945 studierte und promovierte er, ab 1956 Leiter der Verwaltung Medizinische Dienste im DDR-Ministerium des Innern. Später als Dozent und Professor für Medizinische Epidemiologie an der Humboldt-Universität, 1970 Direktor des Staatlichen Kontrollinstituts für Seren und Impfstoffe. 1973 wurde Friedrich Oberförster als international anerkannter Mikrobiologe und Hygieniker Präsident der Gesellschaft für die gesamte Hygiene der DDR.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten