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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Oettinghaus, Walter

* 26.2.1883 ✝ 17.9.1950

Geboren am 26. Februar 1883 in Gevelsberg/ Westfalen; Metallarbeiter, trat 1901 in die SPD ein. 1905 zunächst ehrenamtlich, ab 1910 hauptamtlicher Geschäftsführer des DMV in Gevelsberg. Oettinghaus wurde 1910 Gemeindevertreter in Milpse sowie Abgeordneter des Provinziallandtages Westfalen. Kurzfristig Soldat im Weltkrieg, ging 1917 zur USPD. Während der Novemberrevolution war er Volkskommissar des Kreises Hagen-Schwelm und Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates Milpse. Nach dem Kapp-Putsch gehörte Oettinghaus zur politischen Leitung der Roten Ruhrarmee. Im Juni 1920 im Wahlkreis Westfalen-Süd in den Reichstag gewählt, dem er bis 1924, zunächst als USPD-, ab 1922 als SPD-Abgeordneter angehörte. Vorsitzender der SPD-Kreisorganisation Schwelm, wurde im September 1930 erneut im Wahlkreis Westfalen-Süd in den Reichstag gewählt. Er stand auf dem linken Flügel der SPD, zählte zu den Kritikern der Tolerierungspolitik der SPD gegenüber der Brüning-Regierung. Im März 1931 stimmte er mit acht anderen SPD-MdR gegen den Marine-Etat und damit gegen den Bau des Panzerkreuzers A. Im Juni 1931 auf dem Parteitag in Leipzig Kandidat der Linksopposition für den SPD-Parteivorstand, aber nicht gewählt. Am 28. September 1931 erklärte Oettinghaus trotz seiner Kritik an deren RGO-Gewerkschaftspolitik demonstrativ seinen Übertritt zur KPD, um die Gründung der SAP zu verhindern. Im Oktober aus dem DMV ausgeschlossen, soll er später in der RGO-Reichsleitung gewirkt haben. Im Juli und November 1932 im Wahlkreis Westfalen-Süd nun für die KPD in den Reichstag gewählt. In der Nacht des Reichstagsbrandes ging Oettinghaus in die Illegalität und flüchtete im Mai zunächst in die Niederlande, später nach Frankreich. Er war im »Koordinationsausschuß deutscher Gewerkschafter« und arbeitete eng mit Willi Münzenberg zusammen. Nach Kritik an den Moskauer Prozessen und am Hitler-Stalin-Pakt wurde Oettinghaus aus der KPD ausgeschlossen. 1940 zeitweilig interniert, entkam er 1941 einem deutschen Auslieferungsersuchen über Algier nach Mexiko. Er erlitt einen Schlaganfall, übersiedelte in die USA und kehrte 1948 schwerkrank nach Deutschland zurück, war aber noch in der Gewerkschaft aktiv. Walter Oettinghaus starb am 17. September 1950 in Ennepetal.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten