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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Paraschiv, Vasile

* 1928 ✝ 2011




Vasile Paraschiv wurde 1928 in Ploiești geboren. Er erlernete den Beruf des Fermeldetechnikers. Ab 1946 war er Mitglied der Rumänischen Kommunistischen Partei. 1968 erklärte er seinen Parteiaustritt, mit der Begründung, die Arbeiter seien „Opfer des Machtmissbrauchs und der Ungerechtigkeit seitens der Parteifunktionäre“.

Am 29. Juli 1969 wurde er an seinem Arbeitsplatz im Petrolchemischen Kombinat Brazi verhaftet. Nach kurzen Ermittlungen wies man ihn in die Psychiatrische Klinik Urlați ein, wo er sofort in den Hungerstreik trat. Nach fünf Tagen wurde er wieder entlassen. 1976 schickte er einen offenen Brief an *Radio Freies Europa, in dem er die Repressalien gegen Mitglieder der von den Kommunisten aufgelösten Sozialdemokratischen Partei an den Pranger stellte. Aufgrund dieses Briefes wurde er erneut festgenommen und am 1. Dezember in die Psychiatrie eingewiesen, wo man ihn bis zum 23. Dezember 1976 festhielt. Die Diagnose lautete „rezidivierende manische Psychose“.

Am 8. Februar 1977 unterzeichnete Paraschiv einen von Paul Goma verfassten offenen Brief, der sich an das Belgrader KSZE-Nachfolgetreffen richtete und gegen Menschenrechtsverletzungen in Rumänien protestierte. Daraufhin wurde er am 23. Februar 1977 erneut verhaftet und in die psychiatrische Anstalt in Săpoca überstellt, wo man ihn 45 Tage lang festghielt. Die französischen Psychiater Gerard Blis und Dominique Bonnet äußerten öffentlich Zweifel an der Diagnose der rumänischen Ärzte und versicherten Paraschiv in einem Schreiben vom 24. April 1978 ihrer Solidarität.

Paraschiv erhielt ein französisches Visum und fuhr nach Paris. Dort nahm er Kontakt zu Vertretern französischer und österreichischer Gewerkschaften auf und nahm an einer Pressekonferenz teil, auf der er zur Unterstützung bei der Etablierung freier Gewerkschaften in den Ländern des Sowjetblocks aufrief.

Als Paraschiv 1978 den Versuch unternahm, nach Rumänien zurückzukehren, widersetzten sich die rumänischen Behörden zunächst seiner Einreise, beugten sich schließlich den internationalen Protesten und ließen ihn einreisen. Im Februar 1979 gründete Paraschiv gemeinsam mit Ionel Cana und Gheorghe Brașoveanu die *Freie Gewerkschaft der Werktätigen in Rumänien.

Die Securitate verhaftete Paraschiv am 28. Mai 1979, brachte ihn in einen Wald in der Nähe von Ploiești und folterte ihn dort. Am 14. November wurde er erneut bestialisch misshandelt. Paraschiv erinnert sich so: „Sie brachten mich wieder in den Wald. Sie schlugen mir mit Sandsäcken gegen den Kopf, bis ich das Bewusstsein verlor. Ich erhielt Faustschläge in die Leber, in den Bauch und Schläge mit dem Gummiknüppel auf die Füße.“

Auch in den 80er Jahren rissen die Misshandlungen der Geheimpolizei nicht ab. Er wurde permanent überwacht, abgehört, seine Wohnung durchsucht. Wiederholt nahm ihn die Securitate fest, verschleppte und misshandelte ihn. Den *Umsturz im Dezember 1989 erlebte er in der psychiatrischen Klinik in Voila, in die er zwangseingewiesen worden war.

Nach dem Systemwechsel 1989 engagierte sich Paraschiv als Gewerkschafter in Ploiești. 2005 und 2007 veröffentlichte er zwei autobiografische Bücher, in denen er die Methoden beschreibt, die das kommunistische Regime anwandte, um seinen Willen zu brechen.

2011 starb Vasile Paraschiv in Ploiești.


Doru Radosav
Aus dem Polnischen von Gero Lietz
Letzte Aktualisierung: 05/17

Information

Die Sonderzeichen * und # erscheinen lediglich aus technischen Gründen im Text. Auf der Ursprungs-Webseite dissidenten.eu finden sie weiterführende Links sowie die vollständige Version der Biografien mit Glossarerklärungen, Chroniken und ausführlichen Darstellungen der Oppositionsgeschichten aller Länder.