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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Pastier, Oleg

* 1952 ✝ 2018




Oleg Pastier wurde 1952 im südslowakischen Tekovská Nová Ves (heute Nová Dedina) geboren. Nach seinem Abitur 1970 arbeitete er als Heizer. Pastier war Mitglied einer Pressburger Gruppe von Undergroundkünstlern, die jede staatliche Kontrolle der Kultur ablehnten. 1980 gab er mit anderen die politisch unabhängige Zeitschrift *„Kontakt“ heraus und war Teil ihres ersten Redaktionsteams. Die Idee zur Herausgabe der Zeitschrift entstand während der Treffen mit Unterzeichnern der *Charta 77 und Prager Undergroundkünstlern. Pastier veröffentlichte in *„Kontakt“ vor allem seine Gedichte. In der ersten Ausgabe 1981 erschienen dort sein Prosawerk „K. B. Z.“ und Gedichte aus dem Band „Der Schatten Schamraj“ (Tieň Chamraj). In der zweiten Ausgabe veröffentlichte er den Band „Kontakt 2“, in dem er die Diskrepanz zwischen Kunst und Wirklichkeit einer moralisch verwahrlosten Gesellschaft beschrieb.

Ende 1986 gab er die Zeitschrift *„Fragment“ mit heraus, die sich Anfang 1988 mit der Zeitschrift „K“ zusammenschloss. Die neue Publikation hieß fortan „Fragment K“. In deren zweiter Ausgabe erschienen Gedichte aus Pastiers Band „Dumpfe Stille“ (Duté ticho), die später auch in einem Buchband von *„Fragment“ veröffentlicht wurden. Anfang 1989 verschärften sich die Übergriffe der Staatssicherheit auf die Redaktion der Zeitschrift. Pastier wurde verhaftet, die übrigen Redaktionsmitglieder Jiří Olič, Ivan Hoffman und Martin Milan Šimečka verhört.

Vor 1989 erschienen von Pastier im Samisdat die Gedichtbände „Der Schatten Schamraj“ (Tieň Chamraj), „Spinnennetz“ (Pavúčie hniezda; 1982) und „Dumpfe Stille“ (Duté ticho; 1987). Nach 1990 veröffentlichte er neben dem Gedichtband „Zaun“ (Plot; 1992) auch die Bände „Auge um Zahn“ (Oko za zub; 1995) und „Man darf“ (Možno; 1998). Seine Gedichte hatte er zuvor bereits im Samisdat publiziert. Zudem war er Herausgeber des zweiten Bandes des „Forums für literarische Kritik“ (Fórum literárnej kritiky; 1994).

Seit dem Ende des Kommunismus war Oleg Pastier schriftstellerisch und verlegerisch tätig, unter anderem als Chefredakteur der Zeitschrift „Fragment“ und für den auf ostmitteleuropäosche Literatur spezialisierten Verlag F. R. & G. Einige Zeit war er auch stellvertretender Chefredakteur der Wochenzeitschrift *„Kultúrny život“ (Kulturelles Leben) und Chefredakteur der tschechisch-slowakischen Wochenzeitschrift „Mosty“ (Brücken). 2012 war er Träger des Dominik-Tatarka-Preises, der nach Dominik Tatarka benannten bedeutendsten Literaturauszeichnung der Slowakei.

Oleg Pastier starb am 15. März 2018 in Bratislava.



Juraj Marušiak
Aus dem Polnischen von Jonas Grygier
Letzte Aktualisierung: 05/20

Information

Die Sonderzeichen * und # erscheinen lediglich aus technischen Gründen im Text. Auf der Ursprungs-Webseite dissidenten.eu finden sie weiterführende Links sowie die vollständige Version der Biografien mit Glossarerklärungen, Chroniken und ausführlichen Darstellungen der Oppositionsgeschichten aller Länder.