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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Pečeliūnas, Povilas

* 1928 ✝ 1990




Povilas Pečeliūnas wurde 1928 in dem Dorf Kuršiai (Kreis Panevėžys) in einer armen Bauernfamilie geboren. Nach seinem Studium an der Philologischen Fakultät der Universität Wilna arbeitete er als Litauischlehrer in Skuodas, anschließend in Wilna.

1979 gab er die nationaldemokratische Zeitschrift *„Alma Mater“ heraus, von der vier Nummern mit rund 100 Seiten in einer Auflage von um die 20 Exemplaren erschienen. Die in der Zeitschrift aufgeführten Namen des Redakteurs A. Vientautas und die der Autoren der meisten Beiträge (V. Audronis, S. Vainoris, F. Galvydis, T. Salietis, P. Taurinis) waren allesamt Pseudonyme von Pečeliūnas. Weitere Mitarbeiter der Zeitschrift waren neben Pečeliūnas V. Navickienė (Pseudonym R. Tautvilaitė – er sammelte Material zu Kirchenschändungen in Wilna), Albertas Ruzgas (er veröffentlichte unter dem Pseudonym A. Samanius), Vytautas Skuodis (Pseudonym Aukštaitis) sowie die Verlobte von Pečeliūnas – Danutė Keršiūtė.

In Weiterführung der Tradition der *„Alma Mater“ plante Pečeliūnas dann die Herausgabe einer Zeitschrift für die akademische Jugend. Er hatte dafür bereits zwei Beiträge vorbereitet, in denen er über politisch-ökonomische und ideologische Aspekte der modernen Welt schrieb. Umsetzen konnte er sein Vorhaben nicht: Am 9. Januar 1980 wurde er verhaftet Vorausgegangen waren mehrere Hausdurchsuchungen bei denen Exemplare der Zeitschriften *„Perspektyvos“ und *„Aušra“ sowie der *„Chronik der Katholischen Kirche in Litauen“ beschlagnahmt wurden.

Der Prozess gegen ihn und andere fand vom 15.–22. Dezember 1980 statt. Das Oberste Gericht der Litauischen SSR verurteilte Pečeliūnas nach Artikel 68, Paragraf 1 Strafgesetzbuch der Litauischen SSR (entspricht *Artikel 70, Paragraf 1 Strafgesetzbuch der RSFSR) zu 3 Jahren Lagerhaft und 5 Jahren Verbannung. Die Mitangeklagten Vytautas Skuodis und Gintautas Iešmantas wurden zu 7 bzw. 6 Jahren Lagerhaft und zu jeweils 5 Jahren Verbannung verurteilt. Seine Strafe verbüßte Pečeliūnas in den * Permer Lagern.

Schon bald nach seiner Rückkehr aus der Verbannung im westsibirischen Gebiet Tjumen 1987 trat er der Bewegung *„Sąjūdis“ bei. Am 16. August wurde er Mitglied des *Komitees zur Verteidigung Politischer Gefangener“, dessen Vorsitzender er wurde und in dieser Funktion am 16. Januar 1989 vor dem Sitz des Präsidiums des Obersten Sowjets der Litauischen SSR eine Rede hielt, in der er die Freilassung der letzten litauischen politischen Gefangenen sowie die Rehabilitierung der schon aus der Haft Entlassenen forderte. Er war einer der Gründer der Demokratischen Partei Litauens und Mitglied des Parteipräsidiums. 1990 kandidierte er für den Obersten Rat der Litauischen SSR (Restituierender Seimas).

Pečeliūnas verstarb am 23. Februar 1990 (dem Vorabend der Parlamentswahl) in Wilna. 1999 wurde er posthum mit dem *Orden des Vytis-Kreuzes III. Klasse geehrt.



Birutė Burauskaitė
Aus dem Polnischen von Gero Lietz
Letzte Aktualisierung: 05/23

Information

Die Sonderzeichen * und # erscheinen lediglich aus technischen Gründen im Text. Auf der Ursprungs-Webseite dissidenten.eu finden sie weiterführende Links sowie die vollständige Version der Biografien mit Glossarerklärungen, Chroniken und ausführlichen Darstellungen der Oppositionsgeschichten aller Länder.