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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Pfaff, Nikolaus

* 8.3.1892 ✝ 23.5.1951

Geboren am 8. März 1892 in Michelau/Oberfranken, Sohn eines Korbmachers; besuchte die Realschule und das Lehrerseminar in Kulmbach und Bayreuth. 1910 legte er sein Lehrerexamen ab und war (mit Unterbrechung 1912/13 wegen des Militärdienstes) Volksschullehrer in verschiedenen bayerischen Orten. Im Weltkrieg Soldat, 1916 schwer verwundet, zuletzt Leutnant der Reserve, Anfang August 1918 schied Pfaff aus dem Heeresdienst aus und nahm seine Tätigkeit als Volksschullehrer wieder auf. Er schloß sich zunächst der SPD, dann der USPD an, mit deren linkem Flügel ging er 1920 zur KPD. Wegen seiner öffentlichen antikirchlichen Propaganda leitete die Schulbehörde in Oberfranken gegen Pfaff ein Disziplinarverfahren ein. Unmittelbar vor Abschluß des Verfahrens stellte ihn die von der USPD geführte Landesregierung in Gotha als Volksschullehrer in Zella-Mehlis ein. 1923 als Waffenkäufer der Zentrale (unter dem Namen Dr. Winkler) tätig, gehörte Pfaff dem militärischen Stab der Parteiführung der KPD an. Da er nach der Oktoberniederlage polizeilich gesucht wurde, lebte er bis 1925 illegal und war Redakteur kommunistischer Zeitungen. Im März 1925 flüchtete er in die Sowjetunion und arbeitete im Komintern-Apparat. 1927 als Kandidat für die Landtagswahl in Thüringen aufgestellt, um unter dem Schutz der Immunität zurückkehren zu können. Seine Kandidatur wurde jedoch abgelehnt, da er seit drei Jahren nicht mehr in Thüringen wohnte.

Nach der Amnestie im Oktober 1928 wieder in Deutschland, wurde Pfaff als »Kommissar« des ZK in Thüringen eingesetzt, um dort die rechte Opposition zu bekämpfen. Nach dem Tode Emil Hölleins rückte er an dessen Stelle im August 1929 als Abgeordneter in den Reichstag nach. Seit Ende 1928 auch Polleiter der KPD in Thüringen, wurde dort 1930 von Walter Duddins abgelöst, 1930 auch nicht mehr als Kandidat für den Reichstag aufgestellt. Ende des Jahres wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« vom Reichsgericht zu einem Jahr Festungshaft verurteilt, die er von Mai 1931 bis Mai 1932 in Groß-Strehlitz/Oberschlesien verbüßte. Danach trat er politisch nicht mehr hervor. Nach 1933 zunächst jahrelang Wohlfahrtserwerbsloser, konnte er später in einer Zella-Mehliser Spedition als Buchhalter arbeiten und bekam Kontakt zur Widerstandsgruppe um Anton Saefkow. Am 8. Juni 1944 wurde Pfaff mit einer großen Anzahl ehemaliger Arbeiterfunktionäre von der Gestapo verhaftet, in das Zuchthaus Ichtershausen eingeliefert und dort am 15. April 1945 von amerikanischen Truppen befreit. Pfaff trat zunächst nicht wieder der KPD bei, kritisierte deren Aufruf vom 11. Juni 1945 als Verrat an den kommunistischen Idealen. Erst im Dezember 1945 Mitglied der KPD, nahm er am thüringischen Gewerkschaftskongreß und am Vereinigungsparteitag in Gotha teil. Im März 1946 mußte Pfaff wegen eines Herzinfarkts in das Krankenhaus Zella-Mehlis, kritisierte sofort die Unfähigkeit der Geschäftsführung und deckte auch Korruption auf. Dadurch geriet er in Konflikt mit der SED-Ortsleitung, die ihn kurzerhand aus der Partei ausschloß. Nikolaus Pfaff starb am 23. Mai 1951 in Zella-Mehlis.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten