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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Pfeiffer, Hans Walter

* 24.4.1895 ✝ 30.3.1968

Geboren am 24. April 1895 in Johanngeorgenstadt/Krs. Schwarzenberg, Sohn eines Handschuhmachers; lernte in Chemnitz Werkzeugmacher. Nach der Lehre ging er auf Wanderschaft. An seinem 18. Geburtstag 1913 wurde er Mitglied der SPD. Anschließend zog er in die Schweiz, wo er sich den Anarchisten anschloß, Robert Siewert gewann ihn wieder für die Sozialdemokratie. Im November 1914 kehrte er nach Deutschland zurück. Wegen körperlicher Untauglichkeit kein Soldat. In Berlin Anhänger der Spartakusgruppe, 1917 USPD. Pfeiffer gehörte nach dem Januarstreik 1918 dem Kreis der Revolutionären Obleute an und war Ende 1918 Delegierter des KPD-Gründungsparteitags. Ab Mai 1919 hauptamtlicher Sekretär der KPD u. a. von Dezember 1919 bis Mai 1920 Bezirkssekretär für Nordbayern in Nürnberg. Nach Verhaftung und Ausweisung aus Bayern war Pfeiffer in den folgenden Jahren vor allem in der Orgarbeit in Berlin tätig, sein bürokratisches Verhalten trug ihm den Spitznamen Kartothekowitsch ein. Zunächst Anhänger der linken Opposition, auf dem VII. Parteitag 1921 in Jena in die Statutenkommission gewählt, auf dem VIII. Parteitag im Januar 1923 als Mitglied in die Zentrale berufen. Zusammen mit Heinz Neumann, Gerhart Eisler und Arthur Ewert distanzierte er sich im April 1923 von der Ruth-Fischer-Opposition.

Im Mai 1924 in den Reichstag gewählt, blieb er bis 1930 Abgeordneter des Wahlkreises Potsdam. Als Mitglied der Zentrale von 1923 polizeilich gesucht, im März 1924 verhaftet, saß er trotz seiner Immunität bis Juli 1925 in Untersuchungshaft. Nach der Freilassung wieder in der Orgleitung des Berliner Parteibezirks, wurde nach dem »Offenen Brief« 1925 eine der Stützen des ZK gegen die Parteilinke. Bis Ende 1929 Orgleiter des Bezirks Berlin-Brandenburg, vom XII. Weddinger Parteitag 1929 als Kandidat ins ZK berufen. Von Januar 1930 bis Oktober 1932 war Pfeiffer Mitarbeiter der Orgabteilung der Komintern, u. a. KI-Instrukteur in der Tschechoslowakei, Österreich sowie in Skandinavien. Er kehrte im Oktober 1932 nach Deutschland zurück, arbeitete zunächst in der Orgabteilung des ZK. Bei der Novemberwahl 1932 im Wahlkreis Westfalen-Süd erneut in den Reichstag gewählt. Am 7.Februar 1933 Teilnehmer der letzten illegalen Tagung der Parteiführung in Ziegenhals. Im April 1933 Oberberater des ZK, reiste Pfeiffer mit falschem Paß (Kurt Mittendorf) zwischen Berlin und dem Rheinland und führte mehrere Besprechungen. Bei seiner Verhaftung am 10. Juni 1933 in Elberfeld beschlagnahmte die Gestapo einen Koffer mit Berichten an das ZK. Erst nach schweren Folterungen gab Pfeiffer die Anklagepunkte und seine Tätigkeit im wesentlichen zu und wurde am 26. November 1934 vom VGH zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Haftzeit wurde er noch bis 1938 im KZ Sachsenhausen festgehalten, dort bis zur Entlassung ständig verhört und bekam von der Gestapo wiederholt Angebote zur Mitarbeit. Danach Werkzeugmacher in Berlin, ab 1944 in Glogau.

Von Mai bis November 1945 stellvertretender Landrat des Kreises Teltow, bis November 1947 Instrukteur der KPD-BL Brandenburg bzw. des SED-LV Brandenburg, dann dort bis 1950 Leiter der Abteilung Wirtschaft bzw. der Orginstrukteur-Abteilung. Seit Dezember 1950 Kulturdirektor des VEB ABUS in Wildau und ab 1953 Sekretär des Rates des Kreises Königs Wusterhausen. Im Januar 1960 abgesetzt wegen angeblichen Verrats als KZ-Häftling. Pfeiffer hatte sich bereits unmittelbar nach Kriegsende gegen die Verdächtigungen gewehrt, er sei ein Gestapospitzel gewesen. In einem Schreiben an die ZPKK von 1959 gab er lediglich Fehler zu. Laut seinem Bericht war die Gestapo z. B. durch Aussagen anderer genau informiert, wann, wo und wie lange er im Einsatz für die Komintern bzw. das ZK gewesen war. Aufgrund von nicht bewiesenen Anschuldigungen wurden Pfeiffer dennoch die für Parteiveteranen üblichen Ehrungen und Auszeichnungen vorenthalten. Pfeiffers Teilnahme an der Tagung in Ziegenhals durfte auf direkte Anweisung der Kaderabteilung des ZK der SED in einer entsprechenden Broschüre nicht erwähnt werden (wohl aber die von Max Opitz, der sich 1941 zu Hitler bekannt hatte). Sehr spät bekam er nur die Medaille für die »Teilnahme an den Kämpfen der Arbeiterklasse 1918 bis 1923« sowie 1966 eine Verdienstmedaille. Symptomatisch für die Mißachtung dieses Altkommunisten: Das ZK der SED gratulierte am 24. April 1965 im »Neuen Deutschland« zwar zwei Professoren zum 65. Geburtstag, ignorierte aber den 70.Geburtstag Hans Pfeiffers am gleichen Tag. Und als Hans Pfeiffer am 30. März 1968 starb, hat ihm das ZK in SED-Zeitungen auch nicht den üblichen Nachruf gewidmet. Am 5. April 1968 erschien lediglich im »Neuen Deutschland« eine privat aufgegebene Todesanzeige für Hans Pfeiffer.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten