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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Plesse, Karl

* 13.2.1906 ✝ 18.7.1978

Geboren am 13. Februar 1906 in Leipzig, Sohn eines Straßenbahners; wurde Kraftfahrer. Im August 1927 Mitglied der KPD, zunächst ehrenamtlich, übernahm er im Mai 1932 die Leitung des AM-Apparates für Sachsen. Bereits vorher war er im Nachrichtendienst der KPD tätig. Von November 1932 bis April 1933 war Plesse unter dem Decknamen Klaus Kursant an der M-Schule der Komintern in Moskau. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland übernahm er den AM-Apparat in Essen. Im Januar 1934 ging er nach Leipzig und wurde dort am 9. März 1935 verhaftet. Nach schweren Mißhandlungen wurde Plesse am 27. Januar 1937 vom VGH zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, anschließend kam er ins KZ Buchenwald. Im August 1939 in die Gestapozentrale Prinz-Albrecht-Straße überführt und dort bis April 1940 als Kalfaktor eingesetzt. Zum Schein bot er sich als V-Mann der Gestapo an und wurde deshalb freigelassen. Plesse setzte seine antifaschistische Arbeit in Leipzig fort und hatte u. a. enge Kontakte zu Theodor Neubauer, Bruno Plache und Kurt Roßberg. Im Februar 1942 zur Wehrmacht einberufen, wurde er im August 1944 erneut verhaftet. Spätere Behauptungen, Plesse wäre nur deshalb von der Gestapo festgenommen worden, da sie ihn als V-Mann unter den Häftlingen einsetzen wollte, sind falsch. Am 9.März 1945 wurde Plesse von der Gestapo entlassen, er hielt sich bis zum Einmarsch der Amerikaner in Leipzig versteckt. 1945 zunächst Orgsekretär der KPD Leipzig, am 17. September 1945 wurde er gemeinsam mit Kurt Roßberg von allen Verwaltungs- und Parteifunktionen entbunden, ihnen wurde Zusammenarbeit mit der Gestapo vorgeworfen. Es begann eine Untersuchung durch sowjetische Organe und durch die KPD Sachsens. Die Anschuldigungen ließen sich nicht beweisen, aber beide durften keine Parteifunktionen mehr ausüben. Bis 1951 war Plesse Hauptdirektor der VVB Braunkohle in Welzow und von 1949 bis 1950 Abgeordneter der Volkskammer, 1949 Kursant eines Halbjahreslehrgangs an der PHS. Anfang der fünfziger Jahre gab es erneut Vorwürfe, er habe mit der Gestapo zusammengearbeitet. Deshalb am 1. September 1951 verhaftet, am 5. Dezember 1952 wegen »Verbrechens gegen die Menschlichkeit« durch das Bezirksgericht Cottbus zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 29. April 1956 aus der Haft entlassen, arbeitete er bis 1968 im VEB Kombinat »Schwarze Pumpe« bzw. VEB Kraftwerke Lübbenau/Vetschau. Er bemühte sich vergeblich um seine vollständige Rehabilitierung. Karl Plesse starb am 18. Juli 1978.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten