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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Priess, Viktor

* 21.7.1908 ✝ 23.11.1999

Geboren am 21. Juli 1908 in Hamburg; Maschinenbauer, seit 1925 Mitglied der KPD. Ab 1928 im AM-Apparat, 1930/31 Kursant eines Lehrgangs an der M-Schule der Komintern in Moskau. Priess war u. a. für den Personenschutz Ernst Thälmanns während dessen Aufenthalten in Hamburg zuständig sowie für sowjetische Waffenlieferungen nach China. Diese wurden als »Landwirtschaftsmaschinen« deklariert, um im Hamburger Hafen nicht das Mißtrauen der Schauer- und Seeleute zu erregen. Weihnachten 1933 emigrierte Priess dank Vermittlung der Versöhnler-Gruppe und ohne Genehmigung der Partei als Blinder Passagier eines norwegischen Postschiffs nach Oslo. Dabei erlitt er schwere Erfrierungen an den Beinen. Bei einer der letzten Zusammenkünfte mit Hans Kippenberger beauftragt, im Ausland dafür zu sorgen, daß das Umfeld von Walter Ulbricht beobachtet werde. Als er mit dieser Anweisung in Kopenhagen auftauchte, führte das – neben seiner nicht genehmigten Emigration – zum Ausschluß aus der KPD. Priess ging Ende 1936 nach Spanien, gehörte den Internationalen Brigaden an und leitete eine Partisanengruppe. Franz Dahlem teilte ihm mit, daß er, so wie die anderen aus der Versöhnler-Gruppe, wieder in die KPD aufgenommen worden war.

1939 in Frankreich interniert, später in Algier, 1942/43 Angehöriger der britischen Armee. Er fuhr zusammen mit 30 anderen Spanienkämpfern in die Sowjetunion. Priess war zunächst Mitarbeiter in einem Spezialdienst der sowjetischen Aufklärung GRU. Auf Drängen Walter Ulbrichts wurde er erneut aus der KPD ausgeschlossen und nach Sibirien deportiert, Fabrikarbeiter. Im März 1947 verhaftet und wegen antisowjetischer Tätigkeit zum Tode verurteilt, die Strafe wurde in 25 Jahre Arbeitslager umgewandelt, er blieb bis 1956 im Gulag Workuta. Erst mit den kriegsgefangenen »Spätheimkehrern« kam Priess zurück.

Aber er weigerte sich, in Frankfurt/O. den Zug zu verlassen und fuhr weiter in seine Heimatstadt Hamburg. Er arbeitete als Maschinenbauer, schloß sich nicht mehr der KPD an, engagierte sich aber in der IG Metall. Viktor Priess starb am 23. November 1999 in Hamburg.

Seine Brüder Bruno Priess (* 20. 6. 1911) und Heinz Priess (* 2. 4. 1920) gehörten vor 1933 dem KJVD bzw. dem JSB an. Bruno Priess emigrierte zunächst nach Dänemark, ging später nach Spanien und fiel am 21. September 1938 als Angehöriger der Internationalen Brigaden in der Ebro-Schlacht. Heinz wurde Maschinenschlosser. Gemeinsam mit seiner Mutter Marie Priess (geb. Drews) half er den im Sommer 1942 über Ostpreußen abgesprungenen deutschen Kommunisten Erna Eifler und Wilhelm Fellendorf, die nach vergeblicher Kontaktaufnahme in Berlin nach Hamburg kamen. Im Oktober 1942 wurden Heinz und Marie Priess verhaftet. Nach schweren Luftangriffen auf Hamburg erhielten sie den danach üblichen »Bombenurlaub« mit der Weisung, sich nach zwei Monaten wieder zu melden. Sie lebten illegal in Hamburg, wurden beide am 19. Juni 1944 erneut festgenommen und im Oktober 1944 zum Tode verurteilt. Heinz Priess wurde am 12. März 1945 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet. Marie Priess blieb nur deshalb am Leben, weil das Transportchaos in den letzten Kriegsmonaten die Vollstreckung des Urteils verhinderte.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten