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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Prinz, Wilhelm (Willi)

* 10.8.1909 ✝ 28.12.1973

Geboren am 10. August 1909 in Köln, Sohn eines Anstreichers; Schlosser, trat 1923 in den Metallarbeiterverband ein und kam 1926 zum KJVD, Orgleiter der Ortsgruppe Köln-Kalk, 1928 Polleiter. 1928 Mitglied der KPD, besuchte im Juni 1928 die Gewerkschaftsschule des KJVD in Brieselang bei Berlin, lernte den KJVD-Spitzenfunktionär

Kurt Müller

kennen. Prinz wurde im Dezember 1930 überraschend nach Moskau delegiert, wo ihn das ZK des KJVD als Volontär im ZK des Komsomol einsetzen wollte, er wurde aber Mitarbeiter in der Orgabteilung des EK der KJI. Er geriet in die Auseinandersetzungen zwischen der Thälmann-Fraktion und der zu diesem Zeitpunkt von Heinz Neumann geführten Leitung des KJVD und stellte Ende 1931 den Antrag, zur Parteiarbeit nach Deutschland zurückkehren zu dürfen. Im März 1932 Instrukteur des ZK des KJVD im Ruhrgebiet, dann 1. Sekretär des KJVD im Ruhrgebiet. Da Prinz aber weiterhin mit dem politischen Kurs Neumanns,

Kurt Müller

s und Alfred Hillers sympathisierte, schließlich vom KJVD »an die Partei überwiesen«. Er erhielt in Köln nur noch ehrenamtliche Funktionen. Von Februar 1933 bis Mai 1933 illegal in Köln, dann ins Saargebiet, dort von Juni 1933 bis Februar 1935 als UB-Sekretär Mitglied der BL Saargebiet. Anschließend in Paris, wurde im Juni 1935 nach Amsterdam geschickt und gehörte bis Dezember 1939 der Emigrationsleitung in den Niederlanden an. Bei einer Razzia wurde Prinz am 27. Mai 1941 in Amsterdam durch die holländische Polizei verhaftet und dem SD überstellt. Als vermeintlicher Holländer zunächst im KZ Schoorl festgesetzt, anschließend ins KZ Sachsenhausen, später vom Sondergericht zu zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus verurteilt, aber schon im November 1942 zur Strafdivision 999 eingezogen. Im Mai 1945 in britischer Kriegsgefangenschaft in Suez/Ägypten, 1947 nach Deutschland zurück, danach stellvertretender KPD-Vorsitzender in Rheinland-Pfalz. Nachdem er gemeinsam mit

Kurt Müller

die »Säuberung« der Hamburger KPD durchgeführt hatte, im September 1949 zum 1. Landesvorsitzenden der KPD in Hamburg gewählt und von 1949 bis 1952 Abgeordneter der Hamburger Bürgerschaft. Im Februar 1951 nach Ost-Berlin beordert, dort von Richard Stahlmann verhaftet, saß Prinz zunächst in einem MfS-Gefängnis in Berlin-Mitte, ab März 1951 im berüchtigten Untersuchungsgefängnis in Berlin-Hohenschönhausen. Nach drei Jahren Einzelhaft und schwerer psychischer Folter wurde Prinz am 28. April 1954 freigelassen und durfte zunächst mit seiner Frau in das SED-Erholungsheim »August Bebel« in Altenhof am Werbellinsee. Doch er litt weiterhin unter der Haft, geriet deshalb nach einer zufälligen Begegnung mit seinem MfS-Vernehmer in Panik und flüchtete am 15. Juni 1954 über West-Berlin nach Hamburg. Bereits im September/Oktober 1954 veröffentlichte Prinz u. a. in der »Rhein-Neckar-Zeitung« einen Bericht über seine Haftzeit in der DDR. Er wandte sich scharf gegen den sowjetischen Kommunismus, zog sich aus der Politik zurück und wohnte in Köln. Wilhelm Prinz starb am 28.Dezember 1973 in Garmisch-Partenkirchen.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten