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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Ralin, Radoj

* 1923 ✝ 2004




Die Herrschenden brachen gegen Ralin eine Propagandakampagne vom Zaun. Zunächst wurden seine Werke mit „gerade gelegten Eiern“, die „nicht mehr ganz frisch“ waren, verglichen – so 1968 von Bogomil Rajnow in der Zeitschrift „Literaturen front“. Der Schriftsteller verlor erneut seine Arbeit und sah sich mit dem Vorwurf konfrontiert, „parteifeindlichen Tendenzen“ aufzusitzen. 1968–76 war er ohne feste Einkommensquelle und lebte in fast völliger Isolation. Das Regime ergriff jedoch keine härteren Maßnahmen gegen ihn, dazu war der Name Ralin auch im Ausland zu bekannt. In zahlreichen Ländern erschienen Übersetzungen seiner Epigrammsammlung „Luti čuški“. Seine 1975 herausgegebene Gedichtsammlung „Baladi za săprotiwata“ (Balladen über die Widerstandsbewegung) bewertete die offizielle Kritik als Verspottung führender Parteifunktionäre.

In den 80er Jahren war Ralin trotz aller Hindernisse, die ihm in den Weg gelegt wurden, weiterhin ein sehr aktiver Künstler. Er machte sich über gesellschaftliche Missstände und die regierende Staatspartei lustig, sprach sich offen gegen den sogenannten *Prozess der Wiedergeburt aus und verfasste in dieser Angelegenheit Protestschreiben an *Radio Freies Europa und an den bulgarischen Ministerrat. 1985 wurde er genau wie #Schelju Schelew Mitglied der illegalen Organisation Patriotische Allianz (Patriotičen obchwat), die sich zum Ziel gesetzt hatte, alle Gegner des Totalitarismus und des Personenkultes zu vereinen. Ralin unterstützte die Gründung der *Unabhängigen Gesellschaft zum Schutz der Menschenrechte, des *Klubs für Glasnost und Perestroika, der Föderation der Klubs der Demokratie und anderer demokratischer Organisationen. Am 19. Januar 1989 gehörte er zu einer Gruppe führender bulgarischer Intellektueller und Dissidenten, die vom französischen Staatspräsidenten François Mitterand zu einem Frühstück in die französische Botschaft in Sofia eingeladen wurden.

Nach dem Ende des Kommunismus war Radoj Ralin weiterhin schriftstellerisch tätig und veröffentlichte zahlreiche Gedichte und Romane. Er starb 2004 in Sofia.


Iwan Spassow
Aus dem Polnischen von Gero Lietz
Letzte Aktualisierung: 06/17

Information

Die Sonderzeichen * und # erscheinen lediglich aus technischen Gründen im Text. Auf der Ursprungs-Webseite dissidenten.eu finden sie weiterführende Links sowie die vollständige Version der Biografien mit Glossarerklärungen, Chroniken und ausführlichen Darstellungen der Oppositionsgeschichten aller Länder.