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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Reese, Maria

* 5.1.1889 ✝ 9.10.1958

Als Maria Meyer am 5. Januar 1889 in Michelbach/Krs. Daun geboren; besuchte nach dem Lyzeum das Bonner Lehrerinnenseminar bis zum Abschluß als Volksschullehrerin. 1923 heiratete sie den sozialdemokratischen Redakteur und ehemaligen preußischen Landtagsabgeordneten Gottlieb Reese (* 24. 5. 1880 – † 25. 1. 1949), von dem sie sich 1928 trennte, aus dieser Ehe stammte der Sohn Dagobert. Ab 1919 Mitglied der SPD, von 1920 bis 1924 war sie Redakteurin der SPD-»Volkswacht« in Trier und Referentin für Frauen- und Jugendfragen. Nachdem sie und ihr Mann im Oktober 1923 aus dem französischen Besatzungsgebiet ausgewiesen wurden, lebte Maria Reese als Schriftstellerin in Hannover. Im Mai 1928 wurde sie im Wahlkreis Südhannover-Braunschweig für die SPD in den Reichstag gewählt, dem sie bis März 1933 angehörte. Mit einem »Offenen Brief an die SPD-Arbeiter« verkündete sie in der »Roten Fahne« am 9. November 1929 demonstrativ ihren Übertritt zur KPD, die sie 1930 und 1932 als Kandidatin für den Reichstag aufstellte. Maria Reese war von 1930 bis 1932 Herausgeberin und Redakteurin der Zeitschrift »Die rote Einheitsfront« und arbeitete eng mit Clara Zetkin zusammen. Am 28. Februar 1933 flüchtete sie zunächst nach Dänemark, dann nach Schweden, wo sie Ende März vorübergehend verhaftet und dann ausgewiesen wurde. Nach einem kurzen Aufenthalt in Leningrad kam sie nach Moskau. Da sie der Politik der KPD-Führung und der Komintern zunehmend kritisch gegenüberstand, sollte sie aber aus der Hauptstadt verbannt werden. Dank der Hilfe von Clara Zetkin gelang es ihr, die Sowjetunion zu verlassen.

Maria Reese ging nach Paris, überwarf sich hier mit Willi Münzenberg, der sie für das von ihm gegründete Weltkomitee gegen Faschismus und Krieg gewinnen wollte. Einer Aufforderung, erneut nach Moskau zu kommen, widersetzte sie sich, wandte sich enttäuscht von der KPD ab und hielt sich bis Ende 1933 in Frankreich auf. Maria Reese trat am 26. Oktober 1933 aus der KPD aus und schloß sich kurzzeitig der trotzkistischen Gruppe Internationale Kommunisten Deutschlands an. Im November 1933 veröffentlichte sie in der Zeitschrift »Unser Wort« einen »Brief an das ZK der KPD und das EKKI«, in dem sie sich von der kommunistischen Politik stalinistischer Prägung distanzierte. Ihr Antrag bei einem jüdischen Hilfskomitee um Unterstützung wurde auf ausdrücklichen Wunsch der KPD abgelehnt. Sie ging zunächst in das Saargebiet, dann Ende 1934 wieder nach Deutschland zurück und wurde Mitarbeiterin der Anti-Komintern-Abteilung des NS-Propagandaministerium. Maria Reese, die mehrmals im Rundfunk über ihre Abkehr vom Kommunismus sprach, veröffentlichte 1938 ihr Buch »Abrechnung mit Moskau«. Im Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler im Juli 1944 kurz inhaftiert, konnte sie aber dann wieder zur Pflege ihrer Mutter nach Lüxem/Trier. Ihr Sohn Dagobert wurde im Juni 1944 wegen Fahnenflucht erschossen. Nach 1945 konvertierte sie zum katholischen Glauben. Maria Reese starb am 9.Oktober 1958 in Zell an der Mosel.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten