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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Reich, Wilhelm

* 24.3.1897 ✝ 3.11.1957

(* 1897 – † 1957)

Geboren am 24. März 1897 in Dobzau (Dobrzcynica /Galizien), Sohn wohlhabender assimilierter nichtreligiöser Juden. Kurz nach seiner Geburt übersiedelte die Familie in die Bukowina, wo der Vater ein Gut gekauft hatte. Die Mutter nahm sich 1911 das Leben, der Vater starb 1914. Wilhelm war nach dem Besuch des Gymnasiums in Czernowitz von 1916 bis 1918 Frontsoldat (Leutnant) der österreichischen Armee, dann Medizinstudium, 1922 Promotion zum Dr. med. Sechs Jahre lang leitete er als Assistent von Siegmund Freud ein Seminar für psychoanalytische Therapie. Er trat für eine Verbindung von Psychoanalyse und Marxismus ein und veröffentlichte 1929 die Schrift »Dialektischer Materialismus und Psychoanalyse«. 1928 übersiedelte Reich nach Berlin, wurde Mitglied der KPD, gründete die Sex-Pol, die Organisation für Sexualität und Politik, die 40000 Mitglieder gezählt haben soll. Er richtete Sexualberatungsstellen ein, hielt für die KPD öffentliche Vorträge, Grundlage war sein Buch »Die Funktion des Orgasmus« (1927). Reich war als Kommunist bekannt, innerhalb der Partei waren seine Ansichten umstritten. 1933 aus der KPD ausgeschlossen, wurden seine Theorien als entpolitisierend kritisiert. Über Dänemark floh er 1934 nach Oslo und nahm an den Diskussionen zum Charakter des Faschismus teil (»Massenpsychologie des Faschismus«, 1933). Ab 1934 gab er die »Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie« heraus. 1939 wurde Reich Professor für medizinische Psychologie in New York. Auf seinem Landsitz Orgonon in Maine experimentierte er ab 1942 mit der sogenannten Orgonenergie. Reichs »Orgonakkumulatoren« wurden durch Gerichtsbeschluß 1954 verboten, 1955 sogar die Verbrennung seiner Bücher angeordnet. Zuletzt soll er an Paranoia gelitten haben. 1957 mußte er eine zweijährige Gefängnisstrafe in Lewisburg/Pennsylvania antreten, dort starb Wilhelm Reich am 3. November 1957. Reichs Ideen erlebten dann in der Studentenrevolution nach 1968 eine Renaissance, vor allem seine Theorien zum Faschismus und zur sexuellen Befreiung. 1975 erschienen in Köln seine Ausgewählten Schriften.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten