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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Reimann, Paul

* 12.11.1902 ✝ 1.11.1976

Geboren am 12. November 1902 in Brünn als Pawel Reiman; besuchte das Gymnasium und studierte von 1921 bis 1923 an der Universität Leipzig. Er war seit 1921 Mitglied der KPD und der Kostufra und gehörte von 1921 bis 1923 deren Reichsleitung an. Reimann trat vor allem bei den kulturpolitischen Debatten der Partei, u.a. in der »Roten Fahne« hervor. 1923 ging er in die Tschechoslowakei zurück, wurde Mitglied der KSâ, Studium an der Deutschen Universität in Prag. Von 1924 bis 1926 Redakteur der âKK (âeskoslovenska kommunisti?cka korespondence), anschließend Chefredakteur des Parteiorgans »Vorwärts« in Reichenberg und Mitglied der dortigen Kreisleitung. Reimann war 1928 als führender deutscher Vertreter der linken (Gottwald)-Fraktion der KPâ auf dem VI. Weltkongreß der Komintern. 1929 wurde er zum Kandidaten des Politbüros gewählt und nach Moskau als Vertreter der KPâ in der Komintern delegiert, Kandidat des EKKI und Kandidat des Politsekretariats des EKKI (von 1929 bis 1931). Zugleich wurde er in die Redaktion der »Kommunistischen Internationale« aufgenommen. Im Januar 1931 aus dem EKKI ausgeschieden wegen rechtsopportunistischen Verhaltens. 1931/32 Chefredakteur des theoretischen Organs der KPâ »Kommunistische Revue« und Leiter der Agitpropabteilung des ZK, wurde aber 1933 wegen rechter Abweichung bei der Einheitsfrontpolitik nach Moskau gerufen und arbeitete dort im EKKI-Apparat. Später wieder im ZS der KPâ, nahm Reimann, einer der Hauptvertreter der linken deutschen Intelligenz in der Tschechoslowakei, nach 1933 aktiv am politischen und kulturellen Leben der reichsdeutschen Emigration teil. Mitarbeiter der »Rundschau«, des »Gegen-Angriffs« u. a. Emigrationsblätter und gehörte 1938/39 dem Nachrichtenapparat der illegalen KPâ an. Er emigrierte im April 1939 über Polen nach Großbritannien und war hier Redakteur des Organs »Einheit«, der Gruppe um den sudentendeutschen KPâ-Funktionär Gustav Beuer (* 24. 2. 1893 – †21.3. 1947). Im Dezember 1945 Rückkehr nach Prag, hier bis 1951 Mitarbeiter des ZK der KPâ, vorwiegend auf dem Gebiet der Kulturpropaganda. Von 1949 bis 1951 Chefredakteur des theoretischen Organs »Nova mysl«. Im Slánsk´y-Prozeß 1952 als Zeuge der Anklage zum Punkt Zionismus herangezogen. Ab 1952 Mitarbeiter, 1955 stellvertretender Direktor und von 1962 bis 1968 Direktor des Instituts für Geschichte der KPâ. Als korrespondierendes Mitglied der tschechoslowakischen AdW und Vorsitzender der Germanistenkommission war Reimann 1963 an der Organisation der Kafka-Konferenz in Libli?ce und der Prager Konferenz über die deutsche Literatur 1965 maßgeblich beteiligt. Hier wurde durch die Neubewertung der humanistischen Traditionen der bürgerlichen Literatur und ihre Integration in die »marxistische« Ideologie eine wichtige Voraussetzung des Prager Frühlings geschaffen.

1968 aktiv in der tschechoslowakischen Erneuerungsbewegung, er gehörte zu den Kritikern der sowjetischen Intervention vom August 1968. Im Mai 1969 noch zum Professor für deutsche Literatur an die Prager Karls-Universität berufen, wurde Reimann 1970 aus der KPâ ausgeschlossen und erhielt Berufsverbot. Seine Bücher wurden aus den Bibliotheken entfernt, aus Protest gegen die DDR, die den Einmarsch in die âSSR unterstützt hatte, gab er den ihm von der Karl-Marx-Universität Leipzig verliehenen Ehrendoktortitel zurück. Paul Reimann starb am 1.November 1976 in Prag.

Sein Sohn Michal Reiman (* 1930) Historiker, wurde als Reformer 1970 ebenfalls aus der KPâ ausgeschlossen. Nach Berufsverbot übersiedelte er 1976 in die Bundesrepublik und wurde Professor an der Freien Universität Berlin.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten