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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Schlecht, Paul

* 26.9.1882 ✝ 1947

Geboren am 26. September 1882 in Rixdorf bei Berlin, Sohn eines Arbeiters; lernte von 1896 bis 1900 in einer Kunstschlosserei. Anschließend Werkzeugmacher in verschiedenen Berliner Betrieben. 1900 Mitglied der SPD, übte kleine ehrenamtliche Parteifunktionen aus. Er kam nicht zum Militär und gehörte während des Krieges der Berliner Opposition in der SPD an, 1917 trat er der USPD bei und war 1918 einer der Revolutionären Obleute. 1919 für die USPD Gemeindevertreter und später Bezirksverordneter in Berlin-Treptow. Mit dem linken Flügel der USPD kam Schlecht Ende 1920 zur KPD. Bis 1923 im Kabelwerk Oberspree beschäftigt, war er seit 1921 ehrenamtliches Mitglied der Berliner BL. Der VIII. Leipziger Parteitag 1923 wählte Schlecht als Kandidat in den ZA.

Nachdem die Linken auf dem IX. Frankfurter Parteitag im April 1924 die Mehrheit hatten, rückte er zur Spitzenführung der KPD auf. Er wurde als Arbeiter Mitglied der Zentrale und auch ins Polbüro gewählt. Im Mai 1924 (sowie im Dezember 1924) zog er als Abgeordneter (Wahlkreis Potsdam I) in den Reichstag ein. Polizeilich gesucht (Steckbrief: »1,60 m groß, graue Augen, hellblondes, kurzes Haar«), wurde Schlecht Anfang Mai verhaftet. Der Reichstag entschied jedoch am 27. Juni 1924 über seine Freilassung. Anfang Juli 1924 schickte ihn die Zentrale als Polleiter in den Bezirk Erzgebirge-Vogtland, wo zuvor die Mittelgruppe dominierte. Auf dem V. Weltkongreß der Komintern wurde Schlecht Mitglied des EKKI und Kandidat des EKKI-Präsidiums. Ende 1924 übernahm er die Leitung des Bezirks Oberschlesien. Der X. Parteitag 1925 wählte ihn wieder ins ZK der Partei und auch erneut ins Polbüro. Bei den Auseinandersetzungen mit den Ultralinken war Schlecht ein treuer Anhänger der Ruth-Fischer-Führung. Er stand Ende August/September 1925 zusammen mit Arkadi Maslow und Anton Grylewicz als Mitglied der Berliner KPD-BL von 1923 vor Gericht. Das Verfahren gegen Schlecht wurde durch Amnestie eingestellt. Als 1925 der »Offene Brief« der Komintern gegen die Ruth-Fischer-Führung veröffentlicht wurde, galt Schlecht, da er keiner der »intellektuellen« Führer war und doch zur linken Opposition hielt, als eine der stärksten Stützen dieser Gruppe. Gemeinsam mit Hugo Urbahns stimmte er im ZK gegen den Ausschluß von Ruth Fischer, später wandte er sich ebenso gegen Urbahns Parteiausschluß.

Alle Versuche Ernst Thälmanns, den Proletarier Schlecht für seine Linie zu gewinnen, schlugen fehl. Schlecht unterschrieb den »Brief der 700« und trat zusammen mit Wolfgang Bartels und Anton Grylewicz als Vertreter der Urbahns-Gruppe auf dem XI. Essener Parteitag 1927 hervor. Sofort nach dem Parteitag, am 1.April 1927, erfolgte sein Ausschluß aus der KPD. Schlecht nahm an der Konferenz linker Kommunisten im März 1928 teil, und hat im April 1928 den Leninbund mitgegründet, den er jedoch zusammen mit Ruth Fischer und Arkadi Maslow kurz vor der Wahl im Mai 1928 wieder verließ. In der Folgezeit war er politisch nicht mehr aktiv. Nachdem 1928 sein Reichstagsmandat erloschen war, eröffnete er im Osten Berlins eine Gastwirtschaft. Schlecht sympathisierte noch immer mit der linken Opposition und in seinem Lokal konnte 1933 die letzte illegale Sitzung der Reichsleitung des Leninbundes stattfinden. Nach 1933 wechselte er mehrmals seine Wohnung, war nach 1945 noch Gastwirt in Ost-Berlin. Paul Schlecht soll aber der SED nicht angehört haben und 1947 gestorben sein.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten