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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Schnellbacher, Friedrich

* 20.3.1884 ✝ 4.12.1947

(* 1884 – † 1947)

Geboren am 20. März 1884 in Hanau, Sohn eines Steinmetzes; lernte Lithograph. Er trat 1906 in die SPD ein und löste 1912 Robert Dißmann als Sekretär der SPD-Kreisorganisation Hanau ab. Von 1915 bis 1922 Abgeordneter der Hanauer Stadtverordnetenversammlung, Schnellbacher stand auf dem äußersten linken Flügel der Partei. 1916 zum Militär einberufen, erkrankte er schwer an Gelenkrheumatismus, kam ins Lazarett und wurde aus der Armee entlassen. Auf der Reichskonferenz der SPD im September 1916 Sprecher der Gruppe Internationale und im April 1917 als Vertreter der Spartakusrichtung Mitglied des USPD-Beirates. Er war 1918/19 Vorsitzender des Hanauer Arbeiter- und Soldatenrates, es gelang ihm, mit dem Arzt 4 Dr. Georg Wagner die große Mehrheit der Hanauer USPD bereits im Frühjahr 1919 in die KPD zu überführen. Er wurde Leiter der KPD-Ortsgruppe Hanau und hauptamtlicher Angestellter in der Konsumgenossenschaft Langenselbold. Auf dem III. Parteitag der KPD im Februar 1920 in Karlsruhe wurde Schnellbacher zum Ersatzmitglied der Zentrale gewählt, er war im April 1920 gemeinsam mit Wilhelm Pieck Vorsitzender des IV. Parteitages, wieder Ersatzmitglied der Zentrale und Vertreter Hessens im ZA. Als es Ende September 1920 unter August Thalheimer zur Bildung eines politischen und eines organisatorischen Büros in der Zentrale der KPD kam, wurde Schnellbacher neben Jacob Walcher, Rosi Wolfstein u. a. einer der politischen Kommissare bzw. Vertrauensleute. Diese sollten die Verbindung der beiden Büros mit den Bezirken sichern und die Kontrolle über die dortige Ausführung der Parteibeschlüsse gewährleisten. Da sich das System nicht bewährte, wurden danach sogenannte Oberbezirkssekretäre eingesetzt. Schnellbachers Parteilaufbahn endete 1921/22, aber es fehlen Anhaltspunkte, ob er aus politischen Gründen abgelöst wurde. Ab Ende 1922 wirkte Schnellbacher als Sekretär des »Internationalen Bundes der Kriegsopfer und Kriegshinterbliebenen« für den Bezirk Hessen in Frankfurt/M., ab 1929 besoldeter Sekretär in dessen Hauptvorstand in Berlin. Deshalb zog er im Februar 1929 von Hanau nach Birkenwerder bei Berlin, wurde rasch Vorsitzender der dortigen KPD-Ortsgruppe und im November 1929 auch Abgeordneter des Brandenburgischen Provinziallandtages. Er arbeitete einige Zeit als Sekretär der märkischen Siedlungsbaugenossenschaft »Die kinderreiche Familie«. Im SPD-Organ »Vorwärts« wurden Schnellbacher im November 1930 Amtsmißbrauch und Korruption während seiner Langenselbolder Zeit als Konsumangestellter vorgeworfen. Im Januar 1933 zog er nach Berlin-Neukölln, um den Beobachtungen durch die Nazis zu entgehen. Er wurde mehrmals polizeilich vernommen, blieb aber außer Verfolgung, war lange Zeit erwerbslos, später Lithograph. 1945 wurde er Leiter der Hauptabteilung der Berufsfürsorge für Schwerbeschädigte in der Landesversicherungsanstalt Berlin. Seit April 1946 Mitglied der SED, jedoch politisch nicht mehr aktiv. Friedrich Schnellbacher starb am 4. Dezember 1947. »Neues Deutschland« druckte am 7. und 9.Dezember 1947 nur zwei kleine private Traueranzeigen.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten