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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Schröter, Johannnes

* 23.9.1896 ✝ 26.11.1963

Geboren am 23. September 1896 in Erfurt, Arbeitersohn; lernte Schlosser, später Elektromonteur. Im Weltkrieg Soldat, Behinderung durch Kriegsverletzung. 1918 trat er in Zeitz der USPD bei, ging 1920 mit der linken USPD zur KPD, wurde 1923 hauptamtlicher Sekretär der Union der Hand- und Kopfarbeiter zuerst in Mitteldeutschland, dann im Ruhrgebiet. Er kam Ende 1923 als Mitarbeiter in die Gewerkschaftsabteilung der KPD-Zentrale. Im Oktober 1924 wurde Schröter nach längerer polizeilicher Suchaktion (er lebte zuletzt unter dem Namen Schweitzer) verhaftet und wegen »Begünstigung von Sprengstoffdiebstahl« (er hatte 1923 Waffenkäufe der KPD organisiert) zu einem Jahr und neun Monaten Zuchthaus verurteilt. Bei der Freilassung im Mai 1926 wurde er von der KPD groß gefeiert. Er kam nach Halle, war kurze Zeit Orgleiter und übernahm Ende 1926 als Polleiter die Führung des Bezirks Halle-Merseburg. Delegierter des XI. Parteitags 1927 in Berlin, dort wurde Schröter zum Mitglied des ZK gewählt. Im Mai 1928 zog er im Wahlkreis Merseburg als Abgeordneter in den Reichstag ein. Bei den Auseinandersetzungen 1928 war Schröter einer der führenden Versöhnler, die im Bezirk Halle-Merseburg unter seiner Leitung mehrere Monate die Mehrheit besaßen. Vom Bezirksparteitag in Halle im April 1929 als Polleiter in Halle-Merseburg abgelöst und vom XII. Parteitag 1929 auch nicht mehr ins ZK berufen. Schröter unterwarf sich schon Mitte 1929 völlig der Parteilinie und wurde 1930 von der KPD mit der Leitung der ARSO beauftragt. Auch 1930 und 1932 wieder in den Reichstag gewählt, leitete er 1932/33 den kommunistischen Reichsausschuß der Erwerbslosen. 1933 nach Frankreich emigriert, wo er und seine Frau, die Ärztin Henriette Begun, eng mit Willi Münzenberg zusammenarbeiteten. Sie publizierten anonym im Verlag Editions du Carrefour »Das braune Netz«, ein Buch über die Nazipropaganda im Ausland. Nach einigen illegalen Reisen nach NS-Deutschland fuhr Schröter 1935 im Auftrag der Komintern in die USA, wo er die Arbeit der KP der USA unter den Deutschamerikanern fördern sollte. Unter dem Pseudonym Otto Lehmann blieb er bis Anfang 1940 in den USA. Ende 1939 sperrte die Komintern sein Monatsgehalt, weil er im fernen Moskau als ehemaliger Versöhnler und Mitarbeiter Münzenbergs ins Visier des NKWD geraten war. Ab 1940 lebte er in Mexiko, wurde dort nach dem Eintreffen Paul Merkers, der für Schröter eine Ehrenerklärung abgab, in den Kreis der deutschen kommunistischen Emigranten aufgenommen. Als Schröter 1945 in die SBZ kommen wollte, erhielt er von der SMAD keine Einreisegenehmigung. Sein Name spielte in den Parteiuntersuchungen gegen Paul Merker Anfang der fünfziger Jahre eine Rolle, einige Belastungszeugen diffamierten ihn sogar als »Agenten«. Johannes Schröter starb am 26. November 1963 in Mexiko.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten