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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Schubert, Hermann

* 26.1.1886 ✝ 22.3.1938

Geboren am 26. Januar 1886 in Lengefeld/Erzgebirge; arbeitete als Bergmann. Nach der Wanderschaft ließ er sich in Leipzig nieder, wurde 1907 Mitglied der SPD. Mitte 1912 in Leipzig hauptamtlicher Sekretär des Arbeiter-Turnerbundes. 1917 Übertritt zur USPD, mit deren linkem Flügel 1920 zur KPD. Ab 1922 Gewerkschaftssekretär in Suhl, Delegierter des VIII. Leipziger Parteitags 1923. Er besuchte als einer der ersten Deutschen einen Kurs an der Internationalen Leninschule in Moskau. Bei den Vorbereitungen zum bewaffneten Aufstand in Thüringen im Herbst 1923 war Schubert leitend tätig. Anfang 1924 verhaftet, haben ihn seine Parteifreunde am 27. April 1924 durch einen Sturm auf das Suhler Gefängnis befreit. Im Mai 1924 zog Schubert in den Reichstag ein, durch die Abgeordnetenimmunität nicht geschützt, legte er schon im Juli sein Mandat nieder. Er ging illegal ins Ruhrgebiet und wurde Parteisekretär in Bochum, wo er am 21. Oktober 1924 trotz eines falschen Passes erneut verhaftet wurde. Als er im Dezember 1924 in den Preußischen Landtag gewählt wurde, kam er im Januar 1925 wieder frei. Er übernahm in der BL Ruhr in Essen die Abteilung Gewerkschaft. Schubert stand auf dem linken Parteiflügel, wandte sich im Mai 1925 gegen die Ultralinken ( Werner Scholem u. a.), trat nach dem »Offenen Brief« im September 1925 gegen die Fischer-Maslow-Führung auf. Gewerkschaftssekretär in der BL Ruhr bis 1928, im gleichen Jahr erneut in den Preußischen Landtag gewählt, dem er bis 1933 angehörte. Ende 1928 gab es zwischen Schubert und dem Polleiter Wilhelm Florin Differenzen. Schubert wurde nach Berlin versetzt, arbeitete einige Wochen in der Genossenschaftsabteilung des ZK und kam im März 1929 als Polleiter in den Bezirk Ostpreußen.

Vom XII. Weddinger Parteitag 1929 zum Kandidaten des ZK berufen, wurde Schubert ab 1931 Polleiter des Bezirks Wasserkante in Hamburg und als Vollmitglied ins ZK kooptiert. Hermann Schubert war ein enger Freund Ernst Thälmanns, der ihn 1932 auch noch ins Polbüro berief. Nach Thälmanns Verhaftung im März 1933 ging Schubert sofort nach Berlin, um den Parteivorsitz der illegalen KPD zu übernehmen, wie das mit Thälmann ausgemacht war. Das löste einen Streit aus zwischen Schubert, John Schehr – den die Komintern eingesetzt hatte – und Walter Ulbricht. Schubert wollte die ultralinke Politik der Thälmann-Periode unbedingt fortsetzen und erreichte (nach Schehrs Verhaftung im November 1933) eine Mehrheit im Politbüro (mit Florin, Fritz Schulte, Franz Dahlem) gegen Ulbricht und Wilhelm Pieck. In den Jahren 1933 bis 1935 spielte er (unter dem Pseudonym Max Richter) in der Emigrations-KPD eine entscheidende Rolle. Im Herbst 1933 in die Tschechoslowakei emigriert, von dort in das Saargebiet, anschließend nach Paris und im Dezember 1934 kam er nach Moskau. Nach der Januartagung der KPD-Führung mit der Komintern 1935 in Moskau wurde Hermann Schubert als Nachfolger Fritz Heckerts zum KPD-Vertreter beim EKKI bestimmt, allerdings schon Ende 1935 abgelöst.

Durch die strategische Schwenkung der Komintern 1935 verlor Schubert seinen Einfluß, Florin und Dahlem gingen zu Ulbricht über. Auf der »Brüsseler Konferenz« im Oktober 1935 in Moskau mußten Hermann Schubert und sein Freund Fritz Schulte aus dem ZK ausscheiden, wurden zum »Sündenbock« für die Fehler der KPD gemacht und vom EKKI aus dem KPD-Apparat entfernt. Schubert, ein ähnlicher Typ wie Thälmann, ohne dessen Popularität und rabiater auftretend, konnte noch einige Zeit als Referent im Apparat der IRH arbeiten, wurde aber am 15.Mai 1937 vom NKWD in Moskau verhaftet. Bereits vor seiner Festnahme hatte er die Aufforderung einer Funktionärin zurückgewiesen, die bei den (Schau-)Prozessen »aufgedeckte« angebliche Verbindung der Trotzkisten zu Hitler in der Propaganda auszunutzen. Das lehnte Schubert ab, weil die Gegner dagegen einwenden könnten, selbst Lenin sei ja einst mit Hilfe des kaiserlichen Deutschlands im plombierten Wagen nach Rußland gekommen. Wegen dieser Äußerung – als »Provokation« bewertet – unterbrach Togliatti die Rede Schuberts in einer EKKI-Sitzung 1937 und griff ihn heftig an. Hermann Schubert wurde am 22.März 1938 zum Tode verurteilt und am gleichen Tag erschossen. Zwei Monate später wurde dem bereits verscharrten Schubert vom NS-Regime die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten