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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Schütz, Max

* 10.8.1894 ✝ 25.4.1961

Geboren am 10. August 1894 in Greiz; lernte Schlosser. 1913 Mitglied der SPD. 1914 zur Marine eingezogen, bis 1918 Soldat. Danach arbeitete er bei der Reichsbahn. 1917 war er der USPD beigetreten und ging 1919 zur KPD, übte im Ruhrgebiet verschiedene ehrenamtliche Parteifunktionen aus. 1920 Delegierter des Vereinigungsparteitags mit der USPD, ab 1921 hauptamtlicher Sekretär der KPD im UB Gelsenkirchen. Delegierter auf dem VII. Jenaer Parteitag 1921 und auf dem VIII. Leipziger Parteitag 1923, dort als Kandidat in den ZA gewählt. Schütz gehörte im Ruhrgebiet zu den Anhängern der Linken. Auf dem IX. Parteitag 1924 wurde er als einer ihrer Führer in die Zentrale der KPD berufen und auch ins Polbüro aufgenommen. Er kam als einer der »Proletarier« (wie Paul Schlecht, Ernst Thälmann oder Wilhelm Schwan) in die Spitze der Fischer-Maslow-Führung nach Berlin, dort leitete er die Gewerkschaftsarbeit der KPD. Im Mai 1924 zog Schütz im Wahlkreis Westfalen-Süd in den Reichstag ein und wurde auch im Dezember 1924 wiedergewählt. Er hatte viele Freunde in allen Bevölkerungskreisen und lebte zeitweise sehr aufwendig, was bald Angriffe hervorrief. Deswegen führte er im Juli 1925 einen Beleidigungsprozeß gegen die SPD-Presse in Gelsenkirchen. Der Redakteur der SPD-Zeitung konnte seine Behauptungen eines »moralwidersprechenden und strafbaren Verhaltens« von Schütz nicht nachweisen und nahm sie zurück. Doch wegen der Pressekampagne zu seiner Person wurde Schütz, obwohl er in der Auseinandersetzung mit den Ultralinken hinter Ruth Fischer stand, vom X. Parteitag 1925 nicht wieder ins ZK gewählt.

Bis zum »Offenen Brief« politischer Mitarbeiter des ZK in Berlin, dann aber abgelöst, weil er zur engeren Fischer-Maslow-Führung gezählt hatte. Schütz ging zur linken Opposition, unterschrieb den »Brief der 700« und wurde am 27.November 1926 aus der KPD ausgeschlossen. Bis 1928 gehörte er im Reichstag zur Gruppe der linken Kommunisten, schloß sich jedoch weder dem Leninbund noch andern linken Gruppen an. Nachdem 1928 sein Reichstagsmandat erlosch, Akquisiteur, u. a. einige Zeit für die Zentrumspresse, aber auch für die Inseratenwerbung der KPD-Presse, trat jedoch nicht mehr hervor. Bekannt wurde er dann nochmals wegen seiner Haltung in der Affäre Leow. Willy Leow hatte im Oktober 1929 Max Schütz in einer Versammlung angegriffen, woraufhin dieser nachzuweisen drohte, daß Leow bereits bei der März-Aktion 1921 Parteigelder unterschlagen habe. Als die SPD-Presse diesen Brief veröffentlichte, distanzierte sich Schütz von der SPD. Ohne Zustimmung des ZK wurde er 1930 von der KPD-Ortsgruppe Glienicke/Krs. Niederbarnim (wohin er aus Berlin übergesiedelt war) wieder als Mitglied aufgenommen. 1934/35 arbeitete er als Vertreter für den Zentrumspressewerbedienst, von 1936 bis 1943 für den Arnim-Verlag. 1945 trat Schütz in Glienicke erneut in die KPD ein, spielte dort zeitweise eine führende Rolle, ab April 1946 Mitglied der SED, amtierte er auch als Bürgermeister von Glienicke. Bei den Parteiüberprüfungen 1950 aus der SED ausgeschlossen, flüchtete er in den Westen, in der Bundesrepublik nicht mehr politisch aktiv. Max Schütz starb am 25. April 1961 in Offenbach/Main.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten