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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Schulte, Fritz

* 28.7.1890 ✝ 10.5.1943

Geboren am 28. Juli 1890 in Hüsten/Westfalen, Sohn eines Fabrikarbeiters; streng katholisch erzogen, war er zunächst mehrere Jahre Funktionär in katholischen Jugendorganisationen. Von 1904 bis 1912 ungelernter Arbeiter in Düsseldorf, 1912 Chemiearbeiter in Leverkusen. Im Weltkrieg Soldat, nach der Rückkehr schloß er sich 1918 der USPD an. Schulte war anfänglich gegen die Vereinigung der USPD mit der KPD; als aber 1920 in Leverkusen viele Arbeiter gemaßregelt und damit radikalisiert wurden, trat auch er im Dezember 1920 mit zur KPD über. Er wurde Betriebsratsvorsitzender von Bayer Leverkusen, bei der Abspaltung einer Gruppe vom Fabrikarbeiterverband ging Schulte mit dieser linksradikalen Gruppe und wurde 1922 hauptamtlicher Sekretär der neuen Gewerkschaft. Im Herbst 1923 war er für drei Monate Volontär in der Gewerkschaftsabteilung der Zentrale in Berlin. Bis Juni 1925 Org- bzw. Polleiter der KPD-Ortsgruppe Leverkusen-Wiesdorf, Mitglied der UBL Solingen. 1923 stand er auf seiten der Rechten, sprach vom »Idioten Thälmann« und las 1924 noch die illegalen Rundschreiben der Brandler-Fraktion. Mitte 1924 wechselte er zu den Linken, wurde im gleichen Jahr in die KPD-BL Niederrhein aufgenommen. Ab Juli 1925 zunächst Sekretär für Kommunalpolitik, dann Agitpropsekretär der BL Niederrhein, im Mai 1926 Orgleiter und 1927 Polleiter dieser BL. Ende 1927 zeitweilig von Lex Ende abgelöst.

Der XI. Parteitag 1927 in Essen wählte ihn als Mitglied ins ZK. Von Februar 1926 bis Januar 1930 gehörte Schulte als stellvertretendes Mitglied dem Preußischen Staatsrat an und war von 1928 bis 1930 Abgeordneter des Preußischen Landtags. Im Juli/August 1928 nahm er an einem Schulungskurs in Moskau teil. Nach der Wittorf-Affäre trat er im Bezirk Niederrhein als Führer der Linken gegen die Versöhnler auf, Lex Ende wurde abgesetzt und Schulte stand ab November 1928 wieder als Polleiter an der Spitze. Der XII. Weddinger Parteitag 1929 berief ihn erneut zum Mitglied des ZK und nun auch ins Polbüro, zugleich blieb er bis 1931 Polleiter im Bezirk Niederrhein. Im September 1930 wurde Schulte im Wahlkreis Düsseldorf-Ost in den Reichstag gewählt und gehörte diesem Parlament bis 1933 an. Ab 1932 in Berlin, er übernahm am 1. Juli 1932 die Reichsleitung der RGO, von deren Kongreß im September des gleichen Jahres offiziell zum Reichsleiter bestimmt. Er blieb im Polbüro der KPD, ab 1933 illegal, er verließ als letztes Polbüro-Mitglied Deutschland.

Schulte kam im Herbst 1933 über Prag nach Paris, wo er zusammen mit Hermann Schubert zunächst mit der Mehrheit des ZK die alte ultralinke KPD-Taktik fortsetzte, beide aber nach der Umstellung auf die Einheitsfronttaktik in den Hintergrund gedrängt wurden. Im Dezember 1934 ging Schulte nach Moskau, hier bis zum VII. Weltkongreß als Kandidat des Präsidiums des EKKI tätig. Er nahm unter dem Decknamen Fritz Schweitzer an der »Brüsseler Konferenz« teil, kam aber nicht wieder ins ZK. Vom 15. Dezember 1935 bis 1. Juni 1936 Leiter der Agitpropabteilung bei der RGI, anschließend in einen Moskauer Betrieb abgeschoben. Am 21.Februar 1938 verhaftet, war er nach zahlreichen Folterungen gelähmt. Er wurde am 7. April 1941 von einem Sondertribunal des NKWD zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt. Fritz Schulte starb am 10. Mai 1943 im Gulag. Sein Sohn Fritz fiel als deutscher Soldat an der Ostfront. Seine Witwe Gertrud, geborene Schorn, war 1933 kurze Zeit in »Schutzhaft«. Noch im Oktober 1960 veröffentlichte sie in der westdeutschen VVN-Zeitung »Die Tat« eine Suchanzeige mit dem Foto ihres Mannes. Dabei war Fritz Schulte am 26. März 1956 in Moskau angeblich »rehabilitiert« worden, was seiner Witwe offensichtlich nicht mitgeteilt wurde.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten