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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Seghers, Anna

* 19.11.1900 ✝ 01.06.1983

Geb. in Mainz in einer jüd. Familie; Vater Antiquitäten- u. Kunsthändler; 1915 – 19 Gymnasium in Mainz, 1919 Abitur; danach Studium der Philol., Geschichte, ostasiat. Kunstgeschichte u. Sinol. in Heidelberg u. Köln; 1924 in Köln Prom. zum Dr. phil. über »Jude u. Judentum im Werke Rembrandts«; 1925 durch Heirat mit László Radványi ( Johann-Lorenz Schmidt-Radványi) ungar. Staatsbürgerschaft; 1925 Übersiedl. nach Berlin; Austritt aus der israelit. Religionsgem.; Besuch der MASCH in Berlin; 1928 Kleist-Preis für ihre erste Erzählung »Aufstand der Fischer von St. Barbara«; 1928 KPD; 1929 BPRS u. SDS; 1930 Teiln. an der II. Internat. Konferenz proletar. u. rev. Schriftst. in Charkow; Ende Febr. 1933 kurze Gestapohaft in Berlin, als Ausländerin wieder entlassen, Polizeiaufsicht; Anf. März 1933 nach Stuttgart; dann Emigr. über Zürich nach Paris; März 1934 für den Pariser Verlag Carrefour nach Wien; zus. mit  Jan Petersen, Oskar M. Graf u.  Wieland Herzfelde Mithrsg. der Ztschr. »Neue Dt. Blätter« (Prag); lebte 1940 illeg. in Paris, dann bis 1941 im unbesetzten Frankreich in Pamiers (b. Foix, nahe Le Vernet); Flucht nach Marseille; Ausreise nach Mexiko (unterwegs zeitw. interniert); bis 1950 mexikan. Staatsbürgerschaft; 1941 – 46 Präs. des Heinrich-Heine-Clubs in Mexiko-Stadt; 1942 – 46 Mithrsg. der Ztschr. »Freies Dtl.«; Mitarb. der Ztschr. »Demokrat. Post«.

April 1947 über Stockholm Rückkehr nach Dtl.; 1947 SED; Mitgl. des ständ. Friedenskomitees in Paris; 1947 Georg-Büchner-Preis; 1948 Reise mit der ersten dt. Schriftst.-Delegation in die UdSSR; Vizepräs. des KB; Vizepräs. der DSF; Mitbegr. der Friedensbew. in der DDR; 1949/50 gem. Ltg. (mit  Johannes R. Becher und  Arnold Zweig) des »Dt. Komitees der Kämpfer für den Frieden«; stellv. Vors. des Dt. Friedenskomitees u. ab 1950 Mitgl. des Präs. des Weltfriedensrats; Teiln. an vielen Friedenskongressen, u. a. in Paris, Stockholm, Warschau; 1950 Gründungsmitgl. der DAK; Nov. 1950 DDR-Staatsbürgerschaft; Febr. 1951 Stalin-Friedenspreis; Mitgl. der Jury des Stalin-(später Lenin-)Friedenspreises; 1951, 1959 u. 1971 NP; mit seiner Gründung 1952 Präs. des DSV (bis 1978); 1959 Dr. phil. h. c. der Univ. Jena; 1960 VVO; 1961 Johannes-R.-Becher-Medaille; 1965, 1969 u. 1974 KMO; 1970 Stern der Völkerfreundschaft; 1978 – 83 Ehrenpräs. des SV; 1980 Held der Arbeit; 1975 Großer Stern der Völkerfreundschaft; 1981 Ehrenbürgerin von Mainz; gest. in Berlin.

Nestorin der DDR-Lit.; als Meisterwerke dt. Exillit. gelten ihre Romane »Das siebte Kreuz« (engl. 1942, dt. 1946), »Transit« (engl. 1944, dt. 1948) u. »Die Toten bleiben jung« (1949, teilw. in Mexiko entstanden); in den Romanen »Die Entscheidung« (1959), »Das Vertrauen« (1968) u. a. gestaltete A. S. die DDR-Entw. im Kontext nat. u. internat. Auseinandersetzungen; die Erzählung »Der gerechte Richter«, von ihr in Selbstzensur nicht publiziert, erschien 1989.

Ges. Werke in Einzelausgaben. Berlin 1975 ff.; Emmrich, M., Pick, E. (Hrsg.):

A. S. – W. Herzfelde – Ein Briefwechsel 1939 – 1946. Berlin, Weimar 1985; Zehl Romero, C., Giesecke, A. (Hrsg.): A. S. Briefe 1924 – 1952. Berlin 2008. Batt, K.: A. S. Versuche über Entw. u. Werke. 2. Aufl. Leipzig 1980; Wagner, F.: A. S. Leipzig 1980; Stephan, A.: A. S. im Exil: Essays, Texte, Dokumente. Bonn 1993; Zehl Romero, C.: A. S. Reinbek 1993; A. S. Eine Biogr. in Bildern. Berlin 1994; Radvanyi, P.: Jenseits des Stroms. Berlin 2005; Zehl Romero, C.: A. S. Eine Biogr. 1900 – 1947. Berlin 2000; Zehl Romero, C.: A. S. Eine Biogr. 1947 – 1983. Berlin 2003; Bock, S.: Der Weg führt nach St. Barbara. Die Verwandlung der Netty Reiling in A. S. Berlin 2008.

Bernd-Rainer Barth

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten