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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Seipold, Oskar

* 28.11.1889 ✝ 29.12.1966

Geboren am 28. November 1889 in Lodz, Sohn eines Arbeiters, der von Thüringen nach Rußland ausgewandert war; lernte Töpfer. 1907 kam er nach Deutschland, war in mechanischen Webereien beschäftigt und wurde 1909 Mitglied der SPD. 1911 Rückkehr nach Rußland, um als russischer Staatsbürger seinen Militärdienst abzuleisten. Er geriet im Weltkrieg in deutsche Gefangenschaft, blieb danach in Deutschland und erhielt 1919 die deutsche Staatsbürgerschaft. Im gleichen Jahr Mitglied der USPD, ging mit deren Mehrheit 1920 zur KPD. Als Töpfer auf dem Gut Darkehmen in Ostpreußen beschäftigt, kam als aktiver Kommunist auf eine »Schwarze Liste« und fand in Deutschland keine Arbeitsstelle mehr, wurde wegen »Aufreizung zum Hochverrat« und anderen politischen Delikten bestraft. Von September 1921 bis Januar 1922 war Seipold Verlagsleiter des »Echos des Ostens«, ab März 1923 Leiter des UB Darkehmen, im Herbst 1923 aktiv an den Aufstandsvorbereitungen der KPD in Ostpreußen beteiligt. Nachdem die Linken die Parteiführung übernommen hatten, wurde Seipold als ihr Anhänger im April 1924 Chefredakteur der Zeitung »Echo des Ostens«. Im Juli 1924 verhaftet und vom Staatsgerichtshof wegen seiner Aktivität im Jahre 1923 zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Entlassung von Herbst 1927 bis Februar 1929 Gauführer des RFB in Ostpreußen. Seipold kandidierte 1928 auf der KPD-Liste zum Preußischen Landtag und rückte nach dem Tod Ernst Meyers (2. Februar 1930) in den Landtag nach. Da er inzwischen zur linken Opposition gehörte, forderte das ZK, er solle auf sein Mandat verzichten, was er verweigerte. Deshalb wurde er am 22.Februar 1930 aus der KPD ausgeschlossen, war danach aktiver Funktionär der Bolschewiki-Leninisten-Opposition, der deutschen Trotzkisten, die er bis 1932 im Preußischen Landtag vertrat. In seinem Lebenslauf schrieb Seipold: »Am 2. März 1933 besuchte ich Freunde in Insterburg (Ostpr.) und wurde dort auf der Straße durch zwei Beamte in Zivil verhaftet und nach einem Verhör sofort in eine Gefängniszelle gebracht. Dort saß ich vom 2. März bis 6. Mai, kam dann in das große Gefängnis Rhein (Ostpr.) und blieb dort bis über Mitte Juli.« Bis zum 23.Dezember 1933 saß er im Zuchthaus Brandenburg/Havel. »Eine Anklageschrift bekam ich nie, auch fand keine Gerichtsverhandlung statt ... Nach meiner Entlassung wohnte ich in Königsberg.« Hier verbreitete er Flugschriften gegen das Hitler-Regime, floh noch 1934 nach Prag. Weil die KPD 1934/35 dort eine Verleumdungskampagne gegen Seipold startete (als Trotzkist wurde er den Faschisten gleichgesetzt), übersiedelte er am 19. Januar 1935 nach ¸ód´z: »Dort änderte ich meinen Namen von Seipold auf Sepold. Mit Hilfe von ?Machern? konnte ich legal angemeldet werden und lebte in ¸ód´z bis Oktober 1945, floh von dort nach Sachsen (Russ. Zone) und am 3.März 1949 weiter in die Bundesrepublik.« Im Rheinland hatte er noch Verbindung zu linken Gruppen, politisch betätigte er sich aber nicht mehr. Oskar Seipold starb am 29. Dezember 1966 in Haan/Rheinland.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten