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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Sommer, Michael

* 12.7.1896 ✝ 5.5.1937

Geboren am 12. Juli 1896 in Sielsdorf/Köln-Land, Sohn einer Tagelöhnerfamilie; Bergarbeiter, 1912 Mitglied der SPD und des Bergarbeiterverbandes, 1918 der USPD, 1920 der KPD. Als Polleiter der KPD-Ortsgruppe Frechen war er im linksrheinischen Braunkohlegebiet bekannt, dort im Zusammenhang mit dem großen Streik im Januar 1924 entlassen, dann hauptamtlicher UB-Sekretär von Koblenz, von 1925 bis 1929 von Aachen. Sommer war von November 1925 bis 1929 Abgeordneter des Rheinischen Provinziallandtages und stellvertretendes Mitglied des Preußischen Staatsrates. Von Ende 1928 bis 1931 Orgleiter des KPD-Bezirks Mittelrhein. Im November 1929 als Stadtverordneter in Köln gewählt, aber am 23. Januar 1930 wegen »Betruges« zu drei Monaten Gefängnis verurteilt und ihm die Ausübung öffentlicher Ämter auf drei Jahre aberkannt. Er wurde beschuldigt, eine Freifahrkarte der Kölner Verkehrsbetriebe unberechtigt benutzt zu haben. Als Kronzeuge dafür trat der ehemalige kommunistische Stadtverordnete Joseph Büser auf. Sommer legte im April 1930 das Stadtverordnetenmandat nieder, wurde aber Anfang Oktober 1930 vom ZK als Polleiter der BL Mittelrhein bestätigt. Er gehörte dann zeitweise der RGO-Reichsleitung in Berlin an. Mit seiner Familie ging er im Herbst 1931 in die Sowjetunion, kam als Bergarbeiter im Donbass auf den Schacht »Amerikanka« bei Stalino. Zuletzt Verwaltungsdirektor einiger deutschsprachiger Schulen, er erhielt 1936 die sowjetische Staatsbürgerschaft und wurde Mitglied der KPdSU. Michael Sommer wurde am 5. Mai 1937 vom NKWD verhaftet, als Führer der »trotzkistischen Antikominternorganisation im Donbass« zum Tode verurteilt und am 20. September 1937 erschossen.

Seine Frau Gertrud Sommer, geborene Selbst (*13. 2. 1899 – † 27. 8. 1986), 1922 Mitglied der KPD, war ihrem Mann mit vier Kindern 1931 nach Stalino gefolgt, wurde ebenfalls verhaftet, und war von 1937 bis 1946 im Arbeitslager, anschließend nach Karaganda verbannt, konnte 1957 in die DDR ausreisen. Sowohl von ihrem Mann Michael Sommer als auch über ihre drei Söhne, die in den Lagern des NKWD verschwanden, hat Getrud Sommer nie mehr etwas gehört, ihre Tochter hatte in der Sowjetunion geheiratet.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten