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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Stahlmann, Richard

* 15.10.1891 ✝ 25.12.1974

Geb. in Königsberg (Kaliningrad, Rußland); Vater Zimmermann, Mutter Hausfrau; Volksschule; Tischlerlehre in Berlin; 1905 SAJ; 1905 – 10 Tischler in Königsberg; 1911 Militärdienst, 1914 – 17 Soldat, 1917 – 19 brit. Kriegsgefangenschaft; 1919 im Soldatenrat in Königsberg; 1919 KPD; Gewerkschafts- u. Parteiarb.; 1923/24 Ltr. des militärpol. Apparats der KPD; nach der Niederlage des KPD-Aufstands im Okt. 1923 Emigr. in die UdSSR (»Eberhard Rosenthal«); sowj. Staatsbürgerschaft u. KPdSU-Mitgl. (bis 1940); 1924/25 militär.-pol. Lehrgang in Moskau (Spezialschule der KPdSU), nach Beendigung Instrukteur der Org.-Abt. des EKKI u. in der GRU; illeg. Einsätze in Frankreich, England, 1927/28 in China, 1930/31 in den Niederlanden u. der ČSR; 1931/32 Lenin-Schule in Moskau; 1932 – 36 Sekr. von Georgi Dimitroff; Balkanarbeit der KI, 1932 in Berlin Mitarb. der KI-Ztrschr. »Balkankorrespondenz«; 1933 Flucht nach Wien u. 1934 Paris, Teiln. am Kantoner Aufstand in China; 1935 zeitw. in Moskau; 1936 / 37 Teiln. am span. Bürgerkrieg, Kdr. eines Partisanenbat.; 1937 – 40 Fortführung der Balkanarbeit in Paris; 1940 in Stockholm gem. mit Herbert Wehner u.  Karl Mewis in der Auslandsltg. der KPD; nach der Verhaftung Wehners bis Kriegsende in einem Versteck in der Nähe von Stockholm.

Jan. 1946 Rückkehr nach Dtl.; Mitarb. der KPD-Landesltg. Mecklenb.-Vorpom.; Aufbau der Polizei; Abwehrarbeit; nach dem Vereinigungsparteitag in Berlin im Mai 1946 Zonenltr. in der neuen HA Org. beim ZK der SED, später umbenannt in Abt. Verkehr u. Sept. 1948 der Westkommission angeschlossen; 1949 – 52 Ltr. bzw. Mitarb. der ZK-Abt. Verkehr, verantw. für die Sicherstellung der illeg. Verbindungen zur KPD, Spezialist für Grenzschleusungen, illeg. Personen- u. Materialtransport über die Ostsee, auch für den Personenschutz der Parteiführer bei Reisen in die Westzonen; März 1950 zuständig für die Entführung des KPD-Vors. u. MdB  Kurt Müller in die DDR; Sept. 1951 unter  Anton Ackermann stellv. Ltr. des IWF (Vorläufer der HV A); 1952 Oberst.; ab 1953 Ltr. der AG Anleitung u. Kontrolle der HA XV (Auslandsspionage) des MfS (ab 1956 HV A des MfS); 1958 Ltr. des Fach- u. Lehrkabinetts der HA KuSch; 1960 Entlassung; 1958 Med. für Kämpfer gegen den Fasch.; Rentner, 1961 Banner der Arbeit; 1966 KMO; 1972 Kampforden für Verdienste um Volk u. Vaterland; gest. in Berlin.

Aus dem Leben eines Berufsrevolutionärs. Erinnerungen an R. S. Leipzig 1986 (MfS-intern); Brunner, B.: R. S. – zur hist. Person. Eine Textcollage u. zwei handschriftl. Lebensläufe. In: P. Weiss Jb. 2. Opladen 1993; Uhl, M.: R. S. Ein Handlanger der Weltrev. Im Geheimauftrag der SED. In: Krüger, D., Wagner, A. (Hrsg.): Konspiration als Beruf. Berlin 2003.

Michael F. Scholz / Jens Gieseke

Handbuch Deutsche Kommunisten

Stahlmann, Richard

* 15.10.1891 ✝ 25.12.1974

Geboren am 15. Oktober 1891 in Königsberg als Arthur Illner, Sohn eines Zimmermanns; lernte Tischler. 1911/12 Militärdienst, von 1914 bis 1917 Soldat im Weltkrieg, geriet in britische Kriegsgefangenschaft. Danach wieder Zimmermann, trat 1919 in die KPD ein, gehörte der BL Ostpreußen an und wurde dort 1923 Leiter des AM-Apparats. 1924 emigrierte er in die Sowjetunion, erhielt die sowjetische Staatsbürgerschaft und wurde Mitglied der KPdSU(B). Einer militärpolitischen Ausbildung 1924/25 an einer Komintern-Schule in Moskau folgten illegale Einsätze als Mitarbeiter der GRU, u. a. in der ?CSR und in Frankreich. Nach der Amnestie 1928 kehrte er im August mit seiner ebenfalls in die Sowjetunion geflüchteten Lebensgefährtin Erna Hackbarth nach Deutschland zurück. Im AM-Apparat tätig, 1931/32 Kursant der Internationalen Leninschule in Moskau, anschließend im illegalen Balkanbüro der Komintern in Berlin Sekretär von Georgi Dimitroff. 1933/34 Einsatz in China, Mitorganisator des Kantoner Aufstandes und danach wieder in Moskau. Als Angehöriger der Internationalen Brigaden in Spanien trug er den Decknamen Richard Stahlmann, unter dem er fortan in der KPD tätig war. Von 1938 bis 1940 Sekretär des Balkanbüros in Paris, von 1940 bis 1942 ZK-Instrukteur und mit Herbert Wehner und Karl Mewis in der Leitung der illegalen KPD-Landesleitung in Schweden, hielt sich bis Kriegsende in der Nähe von Stockholm versteckt. Im Januar 1946 kehrte Stahlmann nach Deutschland zurück, zuständig für den Aufbau der Polizei in Mecklenburg. Ab Mai 1946 Leiter in der Abteilung Organisation des ZS der SED, 1948 Leiter der geheimen Abteilung Verkehr, der Westkommission im PV bzw. ab 1950 dem ZK der SED. Als Spezialist für Grenzschleusungen von Personen und Material, war er an Spezialkommandos beteiligt, die Entführungen vornahmen (u. a.

Kurt Müller

, Fritz Sperling). Unter Leitung von Anton Ackermann aktiv bei der Schaffung des APN, dem Vorläufer der Hauptverwaltung Aufklärung (HV A) des MfS. Ab 1952 mit dem Dienstgrad Oberst Leiter verschiedener Arbeitsgruppen, bis 1960 in der Hauptabteilung Kader und Schulung des MfS. Er erhielt 1966 den Karl-Marx-Orden. Richard Stahlmann starb am 25. Dezember 1974 in Ost-Berlin.

Stahlmanns Brüder Walter (* 11. 12. 1900 – †2.7. 1971) und Willi ( * 20. 9. 1905 – † 1937) waren Funktionäre der KPD in Königsberg, Willi Illner im AM-Apparat, Kursant (Schuldeckname Artur) eines Lehrgangs an der M-Schule der Komintern. Ab 1933 Kurier des ZK, er wurde 1937 verhaftet und soll sich aus dem Fenster gestürzt haben. Walter Illner wurde später FDGB-Kreisvorsitzender in Angermünde.

Richard Stahlmanns Frau Erna Stahlmann, geborene Hackbarth (* 26. 2. 1896 – † 14. 11. 1967), Buchhalterin, seit 1919 in der KPD, war Stenotypistin bei der »Roten Fahne«, zeitweise Sekretärin von Wilhelm Pieck. Im Sommer 1923 mit dem Aufbau von »Partisanengruppen« betraut, im August 1924 in Moskau Stenographin beim EKKI, später in der sowjetischen Handelsvertretung in Berlin, dann Redakteurin der »Balkan-Korrespondenz«. Im März 1933 verhaftet, flüchtete sie nach Wien, später nach Paris, dort im Auftrag von Georgi Dimitroff an einer Zeitung tätig. Am 14. April 1943 festgenommen, nach Berlin überführt, konnte sie im August 1943 nach einem Bombenangriff fliehen und sich bis Kriegsende verstecken. Ab 1946 war sie Mitarbeiterin im SED-Pressedienst, bzw. Referentin in der Abteilung Werbung, Presse, Rundfunk des SED-PV.

Michael F. Scholz / Jens Gieseke

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten