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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Stern, Victor

* 29.10.1885 ✝ 27.3.1958

Geb. in Triesch b. Iglau (Mähren/Třešt’, Tschechien); Vater Seelsorger in einer jüd. Gemeinde; 1891 – 1904 Volksschule u. Gymnasium; 1904 – 08 Studium in Wien mit Prom. zum Dr. phil; anschl. bis 1914 Privatmittelschullehrer für Mathematik, Physik, Logik u. Psychologie; seit 1904 SPÖ u. Bekanntschaft mit dem Austromarxismus; ab 1914 Kriegsteiln., Offz.; 1919 in Berlin USPD; 1920 KPD; wegen linker pol. Pressearbeit als Österreicher ausgewiesen; 1920/21 Teiln. an den Ruhrkämpfen; danach Illegalität; 1921/22 Chefred. der »Roten Fahne« in Wien u. Mitgl. des pol. Büros der KPÖ; Nov. 1922 österr. Delegierter auf dem IV. Weltkongreß der KI; 1923 Übersiedl. in die ČSR; KPČ; 1924 Mitgl. des PB des ZK; 1925 – 32 Abg. der Nationalvers. der ČSR; 1925/26 Vertreter der KPČ bei der KI in Moskau (1945/46 nochmals) u. pol. Arbeit unter Klement Gottwald in der ČSR; ab 1935 erneut in Moskau; Lehrer an der Lenin-Schule sowie Publizist u. Propagandist im Apparat der KI., u. a. Chefred. des christl. Senders der KI; 1945 sowj. Orden Roter Stern; Rückkehr in d. ČSR.

1946 Übersiedl. nach Dtl.; SED; ab 1947 Fak.- u. Lehrstuhlltr. für Philos. (dial. u. hist. Materialismus) an der PHS; 1952 auf Beschluß des ZK der SED Verleihung des Prof.-Titels durch das neugegr. Staatssekr. für Hochschulwesen; 1955 Pensonierung nach längerer Krankheit; weitere philosoph. Veröff; 1954 VVO; gest. in Potsdam-Babelsberg.

Einführung in die Probleme der Ethik. Wien 1911; Grundzüge des dial. u. hist. Materialismus. Berlin 1947 (1974); Stalin als Philosoph. Berlin 1949; Erkenntnistheoret. Probleme der mod. Physik. Berlin 1952; Zu einigen Fragen der marxist. Philos. Berlin 1954.

Hans-Christoph Rauh

Handbuch Deutsche Kommunisten

Stern, Victor

* 29.10.1885 ✝ 27.3.1958

Geboren am 29. Oktober 1885 in Triesch/ Iglau/Mähren, Sohn eines Rabbiners und einer Erzieherin, streng religiös erzogen; studierte von 1904 bis 1908 an der Universität Wien und promovierte 1908 zum Dr. phil. Seit 1904 in der SPÖ, trotz Habilitation war ihm keine akademische Karriere möglich, bis 1914 Privatmittelschullehrer in Wien. 1914 zum Militär eingezogen, am Ende des Krieges Oberleutnant, er wurde 1919 Redakteur am deutschen sozialdemokratischen »Tagblatt« in Brünn. Im Juni 1919 übersiedelte Stern nach Deutschland, trat in die USPD ein und wurde Redakteur am Wochenblatt »Der Arbeiter-Rat«. Nach dessen Einstellung Wanderredner und zeitweise Chefredakteur der USPD-Zeitung »Ruhr-Echo«. Während des Kapp-Putsches gehörte er dem Zentralrat in Essen an und arbeitete später im USPD-Pressedienst, in Halle Chefredakteur der dortigen USPD-»Volkszeitung«. Stern trat für die Aufnahme der USPD in die III. Internationale ein, wurde Ende 1920 Mitglied der KPD. 1921 aus Deutschland ausgewiesen, kehrte illegal zurück, Redakteur der »Roten Fahne«, leitete zeitweilig die »Hamburger Volkszeitung« bzw. die »Arbeiterzeitung« in Stuttgart. Nach erneuter Verhaftung und Ausweisung nach Österreich war Stern bis Anfang 1923 Chefredakteur der »Roten Fahne« in Wien, Mitglied des Politbüros der KPÖ. Später Chefredakteur des »Vorwärts« in Reichenberg, von 1924 bis 1929 Mitglied des ZK der KP der âSR und deren Politbüros sowie Abgeordneter der KPâ in der Nationalversammlung und 1925/26 Vertreter der KPâ beim EKKI in Moskau. Hier zunächst Sinowjew-Anhänger, ging dann zu Stalin über.

1929 wurde Stern als Versöhnler aus dem ZK der KPâ ausgeschlossen. 1934 zu neun Monaten Gefängnis und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt, auch sein Mandat in der Nationalversammlung wurde ihm entzogen. Stern emigrierte 1935 in die Sowjetunion, wurde Lektor an der Internationalen Leninschule, anschließend im Apparat der Komintern. Nach deren Auflösung 1943 Publizist und Vertreter der KPâ in Moskau. Seit Oktober 1946 wieder in Deutschland, wurde Stern Mitglied der SED und ab Januar 1947 Dekan der philosophischen Fakultät an der Parteihochschule »Karl Marx«. Während der Parteisäuberungen Anfang der fünfziger Jahre war er als früherer Versöhnler und Jude gefährdet. Am 10. Februar 1953 brachte »Neues Deutschland« einen Artikel Sterns, in dem ausgerechnet er behauptete, der USA-Imperialismus benutze den Zionismus für das »Einschleusen von Verrätern und Spionen«, weshalb seine »Agentenbanden zu einem großen Teil aus Juden bestehen«. 1954 erhielt er den VVO in Silber. Viktor Stern starb am 27. März 1958.

Sein Sohn Heinz Stern (* 18. 5. 1921 – † 27. 7. 1995) kam 1945 aus der Sowjetunion nach Deutschland, war in Ost-Berlin von 1949 bis 1952 Chefredakteur des FDJ-Organs »Junge Welt«, später Redakteur der »Friedenspost« bzw. der »Freien Welt«. Ab 1954 war Heinz Stern Korrespondent für »Neues Deutschlands« in Moskau, dann Chefreporter der DDR-Monatszeitschrift »Magazin«.

Hans-Christoph Rauh

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten