x

In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Stetter, Johannes

* 1.2.1885 ✝ 10.11.1963

Geboren am 1. Februar 1885 in Wain am Neckar, Sohn eines Kleinbauern; lernte Schreiner. 1903 Mitglied der SPD, Übersiedlung nach Stuttgart und Anhänger des dortigen linken Flügels der Partei. Im Krieg Soldat, 1917 Eintritt in die USPD, 1918 deren hauptamtlicher Sekretär, mit der linken USPD 1920 zur KPD, deren Parteisekretär in Stuttgart. Stetter war von 1920 bis 1924 Abgeordneter des Württembergischen Landtages, 1923 Polleiter des Bezirks Württemberg. Der VIII. Leipziger Parteitag 1923 wählte Stetter in die Mandatsprüfungs- und Gewerkschaftskommission. Wegen seiner Beteiligung an der Vorbereitung des geplanten Oktoberaufstands Anfang 1924 verhaftet. Im Mai 1924 aus der Haft entlassen, da er (als Spitzenkandidat für Württemberg) in den Reichstag gewählt worden war. Stetter gehörte zum rechten Parteiflügel in Württemberg, deshalb bei der Dezemberwahl 1924 an einen aussichtslosen Platz der Wahlliste gesetzt, kam er nicht mehr in den Reichstag. Polizeilich gesucht (Steckbrief: »hohe Stirn, Geheimratsecken, englischer Schnurrbart«), schickte ihn die Partei nach Lothringen, er leitete dort von Februar bis Mai 1925 die IAH. Dann illegal in Mannheim, hier wurde er (nach seinen Angaben von einem Mannheimer KPD-Stadtverordneten) verraten und am 30. Mai 1925 festgenommen. Bis Oktober 1925 blieb er in Haft, zunächst in Mannheim, dann in Stuttgart, durch die »Hindenburg-Amnestie« frei, arbeitete er wieder als Schreiner. In der KPD hatte Stetter Redeverbot, es gab sogar Gerüchte, er solle »liquidiert« werden.

Am 30. Juni 1926 aus der KPD ausgeschlossen, veröffentlichte er Parteiinterna in einer Artikelreihe der SPD-Zeitung »Schwäbische Tagwacht«, die später als Broschüre erschien: »Der kommunistische Sumpf«. Deshalb von der KPD als »charakterloser Lump« beschimpft, legte er Beweise für seine Behauptungen vor. 1926 Mitglied der SPD, im Herbst 1928 (bis 1933) wurde Stetter hauptamtlicher Sekretär der Gewerkschaft (Gemeinde- und Staatsarbeiterverband) in Königsberg. Ende 1933 Rückkehr nach Stuttgart, einige Monate erwerbslos, dann bis 1945 Schreiner. 1945 wieder SPD, maßgeblich am Wiederaufbau der Gewerkschaften beteiligt, im Juli 1945 zum Vorsitzenden des Ortsausschusses Stuttgart der Gewerkschaft berufen. Diese Funktion behielt er bis zu seiner Pensionierung. Johannes Stetter starb am 10. November 1963 in Stuttgart.

Sein älterer Bruder David Stetter (* 17. 2. 1882 – † 17. 9. 1963), vor 1933 führender Funktionär des Reichsbundes der Beamten und Angestellten in den öffentlichen Betrieben und Verwaltungen (RBA), war 1950/51 Arbeitsminister in Baden-Württemberg; SPD-Mitglied. Er war mit Albert Schreiner verschwägert (die Frauen waren Schwestern).

Der jüngere Bruder Georg Stetter (* 10. 11. 1892 - † 2. 10. 1962) war Steindrucker, 1907 Teilnahme am 1. Internationalen sozialistischen Jugendkongreß in Stuttgart. Er gehörte zur Gruppe Friedrich Westmeyer. Als Soldat im Ersten Weltkrieg verwundet, Mitglied des Spartakusbundes, 1919 der KPD. Übersiedlung ins Ruhrgebiet, Arbeiter bei Krupp in Essen. 1923 Bezirkssekretär der KJD für das Ruhrgebiet. Im Mainzer Kommunistenprozeß 1924 angeklagt, jedoch freigesprochen. Am 18. Februar 1925 wegen Opposition gegen den ultralinken Kurs aus der KPD ausgeschlossen, er kehrte nach Stuttgart zurück, wieder Drucker. Als Betriebsrat engagierte er sich in der Bildungsarbeit der Gewerkschaftsjugend und dem TVdN, nach Wiederaufnahme auch in der KPD. Ende 1928 wegen »Rechtsabweichung« erneut aus der KPD ausgeschlossen, trat er in die KPO ein, dort aktiver Funktionär. Nach 1933 nicht verhaftet, hielt Verbindung zu KPO-Genossen. Nach 1945 in der IG Druck und Papier aktiv, Betriebsrat, gehörte zum Kern der »Gruppe Arbeiterpolitik«.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten