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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Taubenberger, Hermann

* 21.11.1895 ✝ 29.5.1937

(* 1895 – † 1937)

Geboren am 21. November 1895 in München; von Beruf Eisenbahningenieur, war als Einjährig-Freiwilliger im Weltkrieg, wurde verwundet und 1917 vor ein Kriegsgericht gestellt. Im November 1918 kehrte er nach München zurück, Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates, als dessen Vertreter nahm er an den Waffenstillstandsverhandlungen in Spa teil. In München Elektrotechniker im Bayerischen Kriegsministerium. Er wurde 1919 Mitglied der KPD und während der Kämpfe der Bayerischen Räterepublik Befehlshaber der »Roten Armee« am Dachauer Frontabschnitt. Am 14. Mai 1919 zu drei Jahren Festungshaft verurteilt, die er in Niederschönenfeld verbüßte. Nach seiner Freilassung Mitarbeiter des AM-Apparats, 1923 von der Zentrale beauftragt, für den geplanten »deutschen Oktober« illegale Kampfformationen aufzustellen. Er wurde nach dem Scheitern des Aufstands im Februar 1924 in Stuttgart festgenommen, konnte jedoch im Herbst aus der Haft nach Paris fliehen und emigrierte in die Sowjetunion. Dort zunächst in einem Elektrowerk, dann in einer Stalingrader Kanonenfabrik tätig, er wurde Mitglied der KPdSU(B) und arbeitete als Ingenieur beim Volkskommissariat für Schwerindustrie. Taubenberger wollte – inzwischen amnestiert – nach Deutschland zurück, erhielt aber wegen seiner Beschäftigung in der sowjetischen Rüstungsindustrie keine Ausreisegenehmigung. Er blieb beim Obersten Volkswirtschaftsrat, Stellvertreter des Vorsitzenden des Rats für Flugzeugindustrie und Mitglied des Präsidiums des Technisch-Wissenschaftlichen Komitees für Maschinenbau.

In der Moskauer Wohnung von Hermann und Else Taubenberger trafen sich am Abend des 5.März 1933 mehrere deutsche Emigranten, unter ihnen Erich Wollenberg, Werner Rakow, Hans Schiff, Karl Schmidt und Erich Tacke. Bei der Diskussion über die Reichstagswahlen übten sie scharfe Kritik an der deutschen Parteiführung. Dieser Gesprächskreis wurde von einem Teilnehmer denunziert und Rakow und Wollenberg aus der KPdSU ausgeschlossen. Taubenberger mußte sich ebenfalls vor der IKK rechtfertigen und erhielt eine Rüge. Im August 1936 wurde er wegen »trotzkistisch-sinowjewistischer und anderer konterrevolutionärer Verbrechen gegen die Arbeiterklasse« aus der Partei ausgeschlossen. Das ZK veröffentlichte (DVZ vom 11. Oktober 1936) den Ausschluß und die »Begründung«. Vom NKWD am 17.September 1936 verhaftet und vom Militärkollegium des Obersten Gerichts der UdSSR am 29. Mai 1937 wegen »Teilnahme an einer antisowjetischen terroristischen Organisation« zum Tode durch Erschießen verurteilt. Noch am gleichen Tag wurde Hermann Taubenberger erschossen. Am 21. Mai 1959 haben ihn sowjetische Justizorgane »posthum rehabilitiert«.

Seine Frau Else Taubenberger (* 24. 7. 1898) wurde am 11. August 1936 in Moskau festgenommen und am 1. Juni 1937 zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Später in der Verbannung in Magadan, dann als Freigelassene mit »Zwangsaufenthalt« in Viljandi/Estland. 1972 konnte sie in die Bundesrepublik ausreisen, wo sie im selben Jahr in München starb. Ihr Sohn Heinz Taubenberger (* 1915), am 10. September 1937 vom NKWD verhaftet, wurde am 1. November wegen Verbindung zu Wollenberg zum Tode verurteilt und am 3. November 1937 in Butowo erschossen. Der Sohn Hermann Taubenberger jun. (* 1923) kam in ein NKWD-Kinderheim und ist verschollen. Die Taubenbergers hatten sich nach der Verhaftung von Anatol Becker und der bekannten Schauspielerin Carola Neher noch um deren Sohn Georg Becker (* 1934) gekümmert, der dann in ein NKWD-Lager für Waisenkinder kam und 1975 in die Bundesrepublik ausreisen konnte.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten