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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Tennenbaum, Edda

* 24.12.1878 ✝ 24.9.1952

Geboren am 24. Dezember 1878 in Mitau/Kurland (Lettland) als Edda Hirschfeld. Nach einem Buchhalterkurs Umzug nach ¸ód´z, Arbeit als Deutschlehrerin und Haushälterin. Wegen ihrer Zugehörigkeit zum Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbund für Rußland, Polen und Litauen (»Bund«) verhaftet, trat sie 1903 in die Sozialdemokratie des Königreiches Polen und Litauens (SDKPiL) ein und ging 1904 im Auftrag der Partei nach Berlin und Zürich. 1905 wieder in ¸ód´z, dort 1907 als Funktionärin der SDKPiL inhaftiert und zu zwei Jahren Verbannung verurteilt. Aus Sibirien geflohen, kehrte sie nach Warschau zurück und arbeitete später in Berlin und Stuttgart für die SPD, besonders in der Frauen- und Antikriegsbewegung aktiv. Von 1909 bis 1911 Mitarbeit an der von Clara Zetkin redigierten Zeitschrift »Gleichheit«, übersiedelte mit ihrem Mann Jan Tennenbaum nach Paris und wurde Mitglied der Französischen Sozialisten. 1919 in Moskau Funktionärin der Komintern, danach von 1920 bis 1924 in Berlin und Hamburg, Deckname Klara Klarowska, zunächst in der Redaktion der »Roten Fahne« und der Zeitschrift »Kommunistin«, zeitweise in der sowjetischen Botschaft in Berlin beschäftigt sowie ab 1925 wieder im Apparat der Komintern, u. a. im Frauensekretariat. Wegen ihrer Freundschaft mit Heinrich Brandler wurde 1926 ein Parteiverfahren eingeleitet, 1928 wurde sie wegen »rechter Abweichung« aller Funktionen enthoben und zu Archiv- und Bibliotheksarbeiten abgeschoben. Am 3. November 1937 wurde Edda Tennenbaum in Moskau vom NKWD verhaftet und zu acht Jahren Lager verurteilt, im Gulag in Kasachstan zusätzlich mit drei Jahren bestraft. Schon wenige Monate nach ihrer Freilassung kehrte sie 1948 in das kriegszerstörte Warschau zurück. Mit Karl Wloch u. a. organisierte sie auf dem Gelände des ehemaligen Ghettos Erziehungsarbeit unter deutschen Kriegsgefangenen. Dafür hat ihr Hermann Kant in seinem Roman »Der Aufenthalt« ein literarisches Denkmal gesetzt. Edda Tennenbaum starb am 24. September 1952 in Warschau.

Ihr Mann Jan Tennenbaum (* 1881 – † 1937), ebenfalls führender Funktionär der SDKPiL bzw. der Kommunistischen Arbeiterpartei Polens, starb 1937 in einem sowjetischen Lager, nachdem er unter den üblichen haltlosen Anschuldigen verhaftet worden war. Ihr gemeinsamer Sohn Kasimir Tennenbaum (* 1909 in Stuttgart) wurde 1922 Mitglied der KJD, studierte an der TH in Berlin, wurde 1928 wegen »Rechtsabweichung« aus dem KJVD ausgeschlossen und trat in die KPO ein. Später Emigration nach Moskau, dort am 4. November 1936 vom NKWD festgenommen und am 27.August 1937 zu acht Jahren (nach anderen Angaben zu zehn Jahren) Lagerhaft verurteilt. Kasimir Tennenbaum wurde am 8.Januar 1938 im Gulag Nordost in Karaganda ermordet. 2002 veröffentlichte Gerd Kaiser die von Stefan und Witold Leder aufgeschriebene Geschichte der Familien Leder, Hirschfeld und Tennenbaum.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten