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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Thalheimer, Bertha

* 17.3.1883 ✝ 23.4.1959

Geboren am 17. März 1883 in Affaltrach/ Württemberg, Tochter des jüdischen Kaufmanns Moritz Thalheimer, Schwester von August Thalheimer. Nach Absolvierung eines Realgymnasiums für Knaben in Cannstatt studierte sie Nationalökonomie in Berlin. Als Mitglied der SPD trat sie aus der jüdischen Gemeinde aus und stand auf dem linken Flügel, war befreundet mit Rosa Luxemburg, Clara Zetkin, Franz und Eva Mehring, und hatte zu ihrem Bruder zeitlebens ein enges politisches Verhältnis. Mitarbeiterin an der von Clara Zetkin redigierten Frauenzeitschrift »Gleichheit« und an der Göppinger »Freien Volkszeitung«. Vor 1914 bereits Mitglied des SPD-Landesvorstandes, gehörte sie zur Linken um Friedrich Westmeyer, dann zur Spartakusgruppe. Als Vertreterin dieser Gruppe nahm Bertha Thalheimer mit Ernst Meyer im September 1915 und im April 1916 an den Konferenzen der Kriegsgegner im Schweizer Zimmerwald und Kienthal teil, ebenso an der 1.Spartakuskonferenz im Januar 1916 in Berlin, die sie organisatorisch vorbereitet hatte. Mit Lenin trat sie auf den Schweizer Tagungen für die Gründung einer neuen Internationale ein und wurde Mitglied des ständigen Ausschusses der Zimmerwalder Bewegung. Bertha und ihre Schwägerin Cläre Thalheimer waren enge Mitarbeiterinnen von Leo Jogiches. 1917 wegen antimilitaristischer Tätigkeit festgenommen und wegen Hochverrats in Stuttgart zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt, die sie bis zur Novemberrevolution in Delitzsch verbüßte. Ende 1918 nahm sie am Gründungsparteitag der KPD in Berlin teil und leitete in deren Zentrale die Frauenarbeit.

Bertha Thalheimer hat 1920 den Mechaniker Karl Wilhelm Schöttle geheiratet, ihre Ehe wurde 1933 geschieden. 1925 war sie Mitbegründerin des RFMB, wurde Anfang 1929 aus der KPD ausgeschlossen und arbeitete bis 1933 aktiv in der KPO. Nach 1933 als Kommunistin und Jüdin gefährdet; zwar von Freunden unterstützt, mußte sie ihren Lebensunterhalt durch Hausverkauf von Kaffee verdienen. 1941 in einem »Judenhaus« interniert, wurde sie 1943 ins KZ Theresienstadt deportiert. Dort 1945 von der Roten Armee befreit, kehrte Bertha Thalheimer nach Stuttgart zurück, trat zunächst der KPD bei, die sie 1948 wieder verließ. Sie unterstützte die Gruppe Arbeiterpolitik, zeichnete ab 1952 für deren Zeitschrift verantwortlich. Lange, aber vergeblich bemühte sie sich um ein Einreisevisum für ihren Bruder August. Bertha Schöttle-Thalheimer starb am 23. April 1959 in Stuttgart.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten