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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Tichauer, Heinz

* 24.10.1901 ✝ 14.4.1938

Geboren am 24. Oktober 1901 in Königshütte/ Oberschlesien, Sohn jüdischer Eltern, der Vater war Möbeltischler, die Mutter Hausfrau. Nach einer Palästinareise lernte er von 1923 bis 1925 in Wien Bildhauer, trat dort in die KPÖ ein. Anläßlich einer Ausstellung seiner Werke in Wien wurde die Büste Lenins von der sowjetischen Botschaft angekauft. Um 1926 übersiedelte er nach Berlin und wurde in die KPD übernommen. Zunächst freischaffend, 1927 an die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Berlin berufen, wegen seiner KPD-Mitgliedschaft bereits 1929 entlassen. Er arbeitete dann als Spezialist und Techniker, forschte insbesondere zum Korrosionsschutz von Alumetallen und entwikkelte später ein Verfahren zum Eloxieren von Aluminium. Tichauer war zusätzlich Referent der BL Berlin-Brandenburg und des ZK der KPD und wirkte zuletzt im UB Nord. 1928 gründete er im Auftrag des ZK der KPD gemeinsam mit

Max Keilson

, Otto Nagel und Heinrich Vogeler die Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands (ASSO oder ARBKD), die sich im Frühjahr 1931 in Bund revolutionärer bildender Künstler Deutschlands (BRBKD) umbenannte. Tichauers Privatwohnung in Berlin-Heiligensee war zugleich Sitz des Vereins, und er firmierte offiziell als Vorsitzender. Ende der zwanziger Jahre arbeitete Tichauer an monumentalen, für den öffentlichen Freiraum bestimmten Werken, vor allem Skulpturen aus Stein, wie z.B. dem »Gedenkstein zu Ehren der gefallenen Leuna-Opfer im Jahre 1921«. Im Februar 1933 emigrierte Tichauer über Belgien nach Frankreich. Dort 1935 ausgewiesen, kam er über die Schweiz Anfang 1936 in die Sowjetunion. Er war Erfindungsingenieur an der Shukowski-Militärflugakademie in Moskau. Im September 1937 vom NKWD verhaftet, wurde Heinz Tichauer am 14.April 1938 erschossen.

Seine Frau Mia Tichauer (* 9. 2. 1904 – † 1. 10. 1969) folgte ihm mit dem 1930 geborenen Sohn Peter in die UdSSR. Angestellte an der Flugakademie, verlor sie 1937 ihre Stellung, wurde aus der KPD ausgeschlossen, Schneiderin in einer Genossenschaft in Moskau. Im Sommer 1941 mit ihrem Sohn nach Sibirien evakuiert, zuletzt Deutschlehrerin an einer Mittelschule in Tscheljabinsk, beide durften im September 1956 in die DDR ausreisen. Sie wurde Leiterin des Pädagogischen Kabinetts für Russisch beim Magistrat in Ost-Berlin.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten