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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Tiedt, Karl

* 23.6.1881 ✝ 18.11.1938

Geboren am 23. Juni 1881 in Rostock, entstammte einer bürgerlichen Familie; besuchte das Gymnasium. 1897 trat er der Gewerkschaft und 1899 der SPD bei. Spätere Vorwürfe, zeitweise als Wanderredner des »Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie« tätig gewesen zu sein, wies er scharf zurück, doch seine Jugend blieb im dunkeln. Tiedt wurde als Kriegsteilnehmer schwer verwundet. 1917 ging er zur USPD und kam 1920 mit deren Mehrheit zur KPD. Seit 1919 Vorsitzender des von ihm ins Leben gerufenen »Internationalen Bundes der Kriegsbeschädigten und Körperbehinderten«, einer linken Gegenorganisation zum »Reichsbund der Kriegsbeschädigten«. Seit 1924 gab er auch das »Internationale Kriegsopfer-Bulletin« heraus. In der KPD gehörte er zum linken Flügel. Als Nachfolger des verstorbenen KPD-Abgeordneten Emil Eichhorn kam Tiedt im August 1925 in den Reichstag. Ab 1925 auch Herausgeber der Zeitschrift »Die Ehelosen«. Nach dem »Offenen Brief« im September 1925 agitierte er in seiner Kriegsopfer-Organisation gegen die neue Linie der KPD und vertrat den Standpunkt der linken Opposition. Das ZK forderte ihn im August 1926 auf, diese Fraktionsarbeit einzustellen und außerdem seine Zeitschrift »Die Ehelosen« aufzugeben, da sie amoralisch sei und die Anzeigen den Tatbestand der Kuppelei erfüllten. Tiedt bekam 48 Stunden Bedenkzeit, trat nach 24 Stunden aus der KPD aus und wurde formal am 19. August 1926 aus der Partei ausgeschlossen. Im Reichstag war er bei der Gruppe der linken Kommunisten und kritisierte, daß seltsamerweise die sich »Freiheitskämpfer von Beruf nennenden Kommunisten gegen seine freiheitlichen moralischen Ansichten« stünden. Er verließ dann auch die Gruppe der linken Kommunisten und blieb 1927/28 parteiloser Reichstagsabgeordneter. Als es der KPD gelang, 1927 die Mehrheit im Verband der Kriegsopfer zu gewinnen, trat Tiedt mit seiner Minderheit aus und gründete einen bedeutungslosen Sonderbund. In der Politik spielte er keine Rolle mehr. Karl Tiedt starb am 18. November 1938 in Berlin.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten