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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Tieke, Anna

* 11.11.1898 ✝ 15.1.1938

Geboren am 11. November 1898 als Anna Wittenburg, Tochter eines Tischlers. Kontoristin, seit 1911 in der Arbeiterjugend, von 1917 bis 1922 Mitglied der USPD. Ab 1925 in der KPD, in der Frauenabteilung des Berliner UB Süd, im RFMB und im AM-Apparat der BL Berlin-Brandenburg eingesetzt. Im Oktober 1931 übersiedelte sie mit ihrem Mann Rudolf und den drei Kindern Rudolf (* 3. 10. 1916), Günter (* 22. 6. 1918) und Ursula (* 11. 1. 1921) in die Sowjetunion. Zunächst in Chosta/Kaukasus, seit 1935 in Leningrad, zuletzt Näherin in einem Kindergarten. Im Oktober 1937 wurde ihr von den Nazi-Behörden die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Sie wurde am 5. November 1937 gemeinsam mit ihrem Sohn Rudolf vom NKWD verhaftet ( mit dem üblichen Vorwurf, seit 1931 Gestapo-Agentin gewesen zu sein). Beide wurden dann beschuldigt, einer »faschistisch-terroristischen trotzkistischen konterrevolutionären Organisation« angehört sowie »konterrevolutionäre und faschistische Propaganda unter deutschen und österreichischen Emigranten betrieben zu haben«. Anna Tieke und ihr Sohn Rudolf wurden am 15. Januar 1938 in Leningrad erschossen. Die jüngeren Kinder Günter und Ursula durchlitten schwere Jahre der Verbannung.

Ihr Mann Rudolf (* 19. 10. 1895 – † 8. 3. 1989) war Gärtner, später Chemiearbeiter, seit 1917 in der USPD, von 1920 bis 1922 in der SPD und ab 1925 Mitglied der KPD. Er war ebenfalls für den AM-Apparat der BL Berlin-Brandenburg tätig. Bereits am 3. September 1937 vom NKWD verhaftet, zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt und bis 1947 im Gulag in den Gebieten Kotlas, Workuta und Archangelsk. 1949 erneut festgenommen, Zwangsansiedlung im Gebiet Krasnojarsk, durfte er im März 1956 in die DDR ausreisen. Im Juni 1956 wurden Anna und ihr Sohn Rudolf Tieke posthum sowie ihr Mann Rudolf durch die SED »rehabilitiert«. Anja Schindler veröffentlichte 1997 eine biographische Skizze über Anna Tieke und ihre Familie.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten