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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Tittel, Hans

* 1.9.1894 ✝ 8.8.1983

Geboren am 1. September 1894 in Striesen bei Dresden, Sohn einer kinderreichen Arbeiterfamilie; lernte Steindrucker, trat 1909 der Gewerkschaft und der sozialistischen Jugend, 1912 der SPD bei. Er lebte in Stuttgart, gehörte zur radikalen Gruppe um Friedrich Westmeyer und wurde nach Kriegsausbruch aus der SPD ausgeschlossen. Ende 1914 wegen Antikriegspropaganda und Verbindung mit dem Internationalen Sozialistischen Jugendkongreß in Bern zusammen mit Clara Zetkin, Friedrich Westmeyer und Georg Dietrich festgenommen. Acht Monate inhaftiert, danach zum Militär eingezogen. Er hatte Kontakte zu den Bremer Linksradikalen und war Delegierter des Gründungsparteitages der KPD Ende 1918 sowie Teilnehmer der Parteitage 1919 und 1920, auf dem IV. Parteitag 1920 zum Schriftführer gewählt, vom V. bis VII. Parteitag 1920/23 zum Mitglied des ZA der KPD. Ab Ende 1919 Polleiter des KPD-Bezirks Württemberg. Auf dem V. Parteitag 1920 wandte er sich gegen den »bürokratischen Zentralismus«.

Tittel stand auf dem rechten Parteiflügel, und die »Stuttgarter Forderungen« von 1922 (von den Berliner Linken als »rechte Schweinerei« bekämpft) waren von ihm inspiriert. Der VIII. Parteitag 1923 berief ihn in die Revisionskommission. Als die Zentrale 1923 ihre Position in den Bezirken Berlin und Thüringen verstärken wollte, wurde Tittel 1923 als Polleiter nach Thüringen entsandt und dort bestätigt. Nach der Oktoberniederlage am 23. November 1923 festgenommen, saß er bis Mitte 1924 in »Schutzhaft«, wurde dann als Kandidat zur Landtagswahl freigelassen. Nach dem IX. Frankfurter Parteitag 1924 von Ruth Fischer politisch ausgeschaltet, kam Tittel als Redakteur an das »Rote Hilfe Bulletin« nach Berlin. Ende 1924 als Beobachter eines Prozesses gegen Kommunisten in Freiburg kurz verhaftet, ab 1926 leitete er das Pressebüro der KPD in Berlin. Er wurde Ende 1926 wieder als Polleiter nach Thüringen berufen, dort im Januar 1927 in den Landtag gewählt, nahm er im gleichen Jahr am XI. Parteitag teil.

Auf dem VI. Weltkongreß der Komintern 1928 war Tittel der einzige Vertreter der Rechten. Als führender Rechter bereits Ende 1928 aus der KPD ausgeschlossen. Viele Personen und Gruppen in der KPD in Thüringen solidarisierten sich aber mit ihm. Die von Tittel mitbegründete KPO war dort relativ stark, er wurde zusammen mit Paul Böttcher Redakteur der »Arbeiterpolitik« und gehörte zur Reichsleitung der KPO, in der er bis 1933 aktiv war. Nach dem Reichstagsbrand blieb er als Leiter des Berliner Komitees der Opposition noch einige Zeit illegal in Deutschland, emigrierte in die ?CSR und wurde dort Redakteur der »Arbeiterpolitik«. 1938 Flucht nach Frankreich, schied er im Herbst 1939 aus der KPO aus. Bei Kriegsausbruch in Le Vernet interniert, erhielt er mit Hilfe amerikanischer Freunde ein Visum und gelangte in die USA, wo er in seinem Beruf als Lithograph arbeitete. 1962 kam Tittel als Rentner in die Bundesrepublik, lebte in Nürnberg, trat der SPD bei, stand aber ihrer Politik sehr kritisch gegenüber. Bis zuletzt hielt er freundschaftliche Kontakte zu alten KPO-Mitgliedern aufrecht, nahm an den politischen Entwicklungen regen Anteil und half dank seines hervorragenden Gedächtnisses vielen Historikern mit Auskünften. Hans Tittel starb am 8. August 1983 in Nürnberg.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten