x

In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Tomarkin, Samuel

* 27.7.1884 ✝ 30.4.1937

Geboren am 27. Juli 1884 in Königsberg, Sohn einer Buchhalterfamilie, die 1870 aus Rußland nach Deutschland emigriert war. Nach Selbstunterricht begann er im Alter von 14 Jahren als Lehrling im Getreide-Kommissionskontor seines Onkels, anschließend Angestellter in verschiedenen Getreidehandelsunternehmen. 1909 Mitglied eines von russischen revolutionären Emigranten in Königsberg gegründeten Kultur- und Bildungsvereins, nach Ausbruch des Krieges als »feindlicher Ausländer« nach Chemnitz verbannt. In der Zuschnittabteilung einer Trikotagenfabrik, später in Leipzig als Zuschneider in einer Pelzfabrik und Vertreter tätig. Tomarkin trat 1917 der USPD und 1919 der KPD bei. Innerhalb der Jüdischen Gemeinde Leipzigs bildete er eine Arbeitergemeinschaft unter Leitung des Spartakusbundes. Seit 1926 in Berlin, führend im AM-Apparat und im Verbindungsapparat der Komintern, war er bis 1933 in sowjetischen Handelseinrichtungen beschäftigt. Im Juni 1933 emigrierte er mit Frau und Tochter in die Sowjetunion und war bis 1937 in Moskau in der Handelsgesellschaft »Sojusmetimport«, zuletzt als Oberbuchhalter im Versandhandel. Am 30.April 1937 vom NKWD verhaftet, kam Samuel Tomarkin am 14.September 1937 im Butyrka-Gefängnis in Moskau ums Leben. Er wurde erst 1993 rehabilitiert.

Seine Frau Rosa, geborene Landau (* 13. 2. 1897 in Tarnow), kam mit den Eltern 1904 nach Leipzig, besuchte dort die Schule für Frauenberufe. 1914 im Jüdischen Wanderbund »Blau Weiß«, 1917 Mitglied der USPD und 1918 der KPD. In Leipzig leitete sie die Kinderorganisation Jung-Spartakusbund und war Frauenleiterin. Ende der zwanziger Jahre bei der Filmverleihfirma Prometheus, einem Münzenberg-Betrieb. In Moskau ein Jahr für die OMS der Komintern tätig, anschließend Deutschlehrerin in einer Fachschule für Fremdsprachen, danach Dozentin am Fremdspracheninstitut. Sie wurde am 30. April 1937 vom NKWD verhaftet und wegen »konterrevolutionärer trotzkistischer Tätigkeit« zu acht Jahren Lager verurteilt, kam in das Nord-Ost-Lager des NKWD und war im Sowchos Elgen im Gebiet Magadan. Am 23. April 1938 erneut verhaftet und beschuldigt, einer »antisowjetischen trotzkistischen Organisation« im Sowchos Elgen anzugehören. Am 11. Mai 1938 wurde Rosa Tomarkin zum Tode verurteilt und zwischen dem 10. und 16. Juni 1938 erschossen. Beide Urteile wurden 1956 mangels Beweisen aufgehoben.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten