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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Unfried, Emil

* 21.4.1892 ✝ 16.6.1949

Geboren am 21. April 1892 in Untergrönningen/Württemberg, Sohn eines Konditors; lernte Mechaniker, kam nach Stuttgart, wo er sich 1912 der SPD anschloß und während des Krieges, den er zeitweise als Soldat mitmachte, zur Spartakusgruppe stieß. Im November 1918 zeitweilig Vorsitzender des Aktions- und Vollzugsausschusses des provisorischen Arbeiterrates in Stuttgart, nahm Unfried als Delegierter Württembergs am 1. Reichsrätekongreß in Berlin teil. Im Januar 1919 trat er der KPD bei, war in Stuttgart ihr 2. Vorsitzender und wirkte bis 1921 als hauptamtlicher Sekretär für die Landarbeit der KPD-BL Württemberg. Seit 1920 auch Wanderredner der KPD, nahm er bis 1923 an fast allen Parteitagen teil. Von 1921 bis 1924 Sekretär für Landarbeit in die Zentrale der KPD in Berlin. Der VIII. Leipziger Parteitag 1923 wählte ihn in die Gewerkschaftskommission. Da er zum rechten Parteiflügel zählte, wurde er im August 1924 abgelöst. Er kam kurze Zeit darauf in den »Münzenberg-Konzern«, wo er die Filmabteilung übernahm und bis 1933 als Fachmann für Filmangelegenheiten wirkte. 1926 Mitbegründer und Direktor der »Prometheus – Film-Verleih und Vertriebsgesellschaft mbH« und später der »Weltfilm«.

Es gelang ihm 1933, eine eigene Filmfirma, die »Forum-Film«, aufzubauen, und er produzierte später solche Unterhaltungsfilme wie z. B. »Der Etappenhase«, »Musketier Meier III«, »Das Gewehr über!« Der Schriftsteller Axel Eggebrecht berichtete in seinen Erinnerungen »Der halbe Weg« über Filme, die er mit Unfried schuf: »...Unfried führte die Prometheus unter anderem Namen weiter, seine Gesinnung war unverändert. Die Absicht bestand, mit dem Film ?Musketier Meier III? die Wehrpflicht madig zu machen. Die Absicht mißlang, da sich das Publikum köstlich amüsierte. Mit Nadelstichen war nichts auszurichten gegen ein Regime, dem die Mehrheit sich begeistert unterwarf.«

Bis 1945 lebte er in Berlin, er hatte sich – wie seine Frau Lina Becker – von der Politik zurückgezogen und war keinen Verfolgungen durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Anläßlich seines 50.Geburtstages im April 1942 gratulierte ihm die Zeitschrift »Der Film – Die illustrierte Wochenschrift«: »Am vergangenen Dienstag, dem 21.April wurde der bekannte Filmverleiher und Filmtheaterbesitzer Emil Unfried 50 Jahre. Seine Firma, die Forum-Film, brachte als erste nach der Machtübernahme durch den Nationalsozialismus das gute deutsche Soldatenlustspiel heraus, das im Gegensatz zu den berüchtigten Militärschwänken der Systemzeit den deutschen Soldaten zwar humorvoll, aber unverzerrt und mit Respekt vor der soldatischen Leistung darstellte. Filme wie ?Der Etappenhase? und ?Musketier Meier III?, aber auch der heitere Film vom neuen deutschen Volksheer ?Das Gewehr über!? waren unbestrittene und große Erfolge, an deren Zustandekommen Emil Unfried großen Anteil hatte. Als Filmtheaterbesitzer in Hannover und Minden stellte er zwei vorbildlich geführte Häuser dem Publikum vor. Aus allen Kreisen des Films wurde Emil Unfrieds an seinem Geburtstag mit größter Herzlichkeit gedacht.«

1945 wurde Unfried wieder Mitglied der KPD und trat in Versammlungen für die Bodenreform ein. Dann aber Ende 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht verhaftet und ins »Spezial-Lager« Sachsenhausen gebracht. Dort kam Emil Unfried am 16. Juni 1949 ums Leben.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten