x

In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Vieweg, Kurt

* 29.10.1911 ✝ 2.12.1976

Geb. in Göttingen; Vater Bankangest.; Realgymnasium; Mitgl. der Wandervogel- u. der Landvolkbew. in Itzehoe; bis 1933 als Industrie- u. Landarb. tätig; 1930/31 Besuch der Landw.-Schule in Eisleben (Freistelle), landw. Gehilfe; 1930 – 32 HJ, stellv. Jungbannführer; ab 1931 für den KJVD tätig; Kontakte zum »Aufbruchkrs.«; 1932 Mitgl. des KJVD Weißenfels; KPD; Mitarb. der KJVD Sachsen-Anh.; 1933 Emigr. nach Dänemark; in Lyngby u. Gentofte für die RH tätig; 1935 – 40 Gasthörer der Landw. HS Kopenhagen; zus. mit  Hans Klein Aufbau eines Hilfskomitees in Aarhus; 1936 – 40 Mitarb. der illeg. KPD-Abschnittsltg. Nord, enge Zusammenarbeit mit dem Abwehrltr. der KPD, Kurt Granzow; Teiln. an kommunist. Emigr.-Arbeit (»Kurt Stein«); Red. der illeg. Ztschr. Bauernbriefe (»Oswald«); landw. Studien für die KPD; nach der Okkupation Dänemarks illeg.; in der KPD-Widerstandsgr. u. dän. Widerstandsbew. Frit Danmark; 1943 nach Schweden; kurze Internierung in Tyllesand; dann Wald- u. Fabrikarb.; 1943 Pol.-Ltr. der KPD Göteborg-Borås; 1944/45 Studium an der landw. HS Ultuna (Uppsala); Frühj. 1945 Rückkehr nach Dänemark; Sekr. des antifa. Flüchtlingsaussch. in Kopenhagen; Mitarb. des dän. Sozialmin.; zul. Pol.-Ltr. der KPD-Gruppe.

Juli 1946 Rückkehr nach Dtl.; 1946/47 Landesbauernsekr. der VdgB Sachsen-Anh.; 1947 – 52 Gen.-Sekr. der VdgB (Nachf. von  Anton Jadasch); 1947 – 57 Mitgl. des ZV der VdgB (BHG); 1948 – 51 Mitgl. des Vorst. des Zentralverb. der landw. Genossenschaften; 1948 Mitgl. des Sekr. der DWK; 1949 – 54 Abg. der (Prov.) Volkskammer; 1949 – 54 Mitgl. des ZK der SED, 1950 – 53 auch des Sekr.; Sekr. für Landw.; 1950 – 54 Mitgl. des Präs. des NR der NF; 1951 Ord. Mitgl. der DAL; ab 1954 Sekretar der Sekt. Agrarökonomik; im Rahmen des Gesamtdt. Arbeitskrs. für Land- u. Forstw. Entw. eines »Dt. Agrarplans« sowie Aufbau u. Ltg. mehrerer illeg. Apparate in der Bundesrep. Dtl.; nach seiner Enttarnung u. Öffentlichmachung betrieb die ZPKK der SED seine Absetzung aus allen Ämtern; 1953 – 57 Dir. des Inst. für Agrarökonomik; 1954 Mitgl. der Sekt. Wirtschaftswiss. der DAW; 1955 Prom. an der HU Berlin zum Dr. agr.; Habil. u. Ernennung zum Prof. der DAL; Hrsg. des »Handbuchs des Genossenschaftsbauern« (mit  Otto Rosenkranz); 1955 NP; Nov. 1955 Studienreise nach Schweden u. Dänemark; interne Ausarbeitung eines »Neuen Agrarprogramms für die Entw. der Landw. beim Aufbau des Soz. in der DDR«, im Febr. 1957 von der 30. Tagung des ZK der SED als revisionist. zurückgewiesen; März 1957 erzwungener Rücktritt von allen Ämtern bzw. Ausschl. von den Wahlfunktionen; 27.3. 1957 Flucht über Berlin (West) in die Bundesrep. Dtl., Kontakt mit Herbert Wehner; 19.10. 1957 Rückkehr in die DDR, sofort in »Schutzhaft«, 27.3.1958 Haftbefehl; Okt. 1959 durch das Oberste Gericht der DDR wegen »Staatsverrats« zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt (27.12.1990 Aufhebung des Urteils durch das LG Berlin), Aberkennung aller Titel u. Ansprüche; Dez. 1964 Gnadenerlaß des Vors. des Staatsrats u. Entlassung aus dem Zuchthaus Bautzen II; ab 1965 wiss. Mitarb. am Nord. Inst. in Greifswald; ab 1969 dort Forschungsgr.-Ltg. u. Lehrtätigkeit, Forschungstätigkeit u. a. Aktivitäten für die Hauptverw. Aufklärung des MfS; 1971 a. o. Prof.; 1974 Ruhestand; gest. in Greifswald.

Die Bauern u. die kommende demokrat. Rep. In: Pol. Info. (1944) 13; Agrarprobleme des neuen Dtl. In: Ebd. (1944) 21 u. 22; Zur Theorie der Standortverteilung der landw. Prod. Berlin 1954; Zu Fragen des landw. Bauwesens. In: Die Dt. Landw. (1956) Sondernr.; Zu den neuen Aspekten der gegenwärt. ideolog. Diskussion in der dän. Sozialdemokratie; In: Nordeuropa Studien (1966) 1; Zu einigen theoret. Aspekten der Diskussion über europ. Sicherheitsfragen in Skandinavien. In: Ebd. (1969) 3. Rehabil. von Prof. K. V. u. M. Langendorf. In: Neue Justiz (1991) 3; Scholz, M. F.: Bauernopfer der dt. Frage. Der Kommunist K. V. im Dschungel der Geheimdienste. Berlin 1997.

Siegfried Kuntsche / Michael F. Scholz

Handbuch Deutsche Kommunisten

Vieweg, Kurt

* 29.10.1911 ✝ 2.12.1976

Geboren am 29. Oktober 1911 in Göttingen, Sohn eines Angestellten; Landarbeiter, Mitglied der Landvolkbewegung, 1930 der HJ, seit 1931 für den KJVD tätig, ging 1932 offiziell zum KJVD in Weißenfels. Im Oktober 1933 Emigration nach Dänemark, dort ab 1936 Mitarbeiter und Kurier der KPD-AL Nord. Vieweg war ab Oktober 1944 illegal in Schweden, zeitweise interniert, 1945 Studium an der landwirtschaftlichen Hochschule in Uppsala. 1946 Rückkehr nach Deutschland. Mitbegründer und Funktionär der VdgB in Sachsen-Anhalt, von 1947 bis 1953 Generalsekretär der VdgB der SBZ/DDR, Mitglied des DWK-Sekretariats. Er wurde 1949 in den SED-PV kooptiert, dem er bis 1954 angehörte. Von 1950 bis 1953 Sekretär für Landwirtschaft im ZK der SED. Wegen seiner Kritik an der SED-Agrarpolitik vom Politbüro gemaßregelt und am 18. März 1957 aus der SED ausgeschlossen. Er floh in die Bundesrepublik, kehrte am 19.Oktober 1957 aber in die DDR zurück und stand zunächst unter MfS-Hausarrest. Vieweg wurde im März 1958 verhaftet und im Oktober 1959 zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt. Durch eine Amnestie 1964 vorzeitig entlassen, fertigte er für die HV A des MfS Gutachten an. Seit 1965 wissenschaftlicher Mitarbeiter und ab 1971 als außerordentlicher Professor an der Sektion Nordeuropa-Wissenschaften der Universität Greifswald. Kurt Vieweg starb am 2. Dezember 1976 in Greifswald. Die Revision des Urteils von 1959 erfolgte posthum im Dezember 1990. Eine Biographie über Kurt Vieweg (Bauernopfer der deutschen Frage) veröffentlichte Michael F. Scholz 1997.

Siegfried Kuntsche / Michael F. Scholz

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten