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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Vogel, Wolfgang

* 30.10.1925 ✝ 21.8.2008

Geb. in Wilhelmsthal (Krs. Habelschwerdt, Niederschles. / Bolesławów, Polen); Vater Lehrer; 1932 – 44 Schulbesuch in Wilhelmsthal

u. im Internat in Glatz; 1944/45 Ausb. zum Flugschüler bei einem Fliegerregt.

1945 – 49 Jurastudium in Jena u. Leipzig; 1949 Erstes u. 1952 Zweites jurist. St.-Ex.; Referendar am Amtsgericht Waldheim; 1952 Hauptref. im Min. der Justiz; 1953 aus dem Staatsdienst ausgeschieden; vom MfS als IM »Eva« bzw. »Georg« erf.; 1954 Rechtsanwalt in Berlin; 1957 auch an Gerichten in Berlin (West) zugelassen; Vertreter von Kollegen aus Berlin (West) an Gerichten in Berlin (Ost) u. der DDR; ab 1962 betraut mit der Lösung humanitärer Probleme im Ost-West-Konflikt; 1963 staatl. Beauftragter für Freikauf u. Austausch pol. Häftlinge, 1965 für die Zusammenführung getrennter Familien; 1969 offiz. »Bevollm. der DDR für humanitäre Fragen bei der Bundesreg.«, Dr. jur. h. c. (DASR); 1973 »Persönl. Beauftr. des Staatsratsvors. für die Lösung humanitärer Probleme«; 1975 VVO; 1982 SED; 1985 Prof. für Strafprozeßrecht an der ASR Potsdam; 5.12.1989 vorübergehende Verhaftung unter dem Vorwurf verbrecher. Erpressung, danach Niederlegung des Regierungsmandats; bis Okt. 1990 Anwalt von  Erich Honecker.

1991 Verzicht auf die Zulassung als Anwalt; 1992 Durchsuchung der Kanzlei u. im März Verhaftung wegen Fluchtgefahr, Entlassung nach Kaution durch die kath. Kirche; räumte im Aug. 1992 ein, für das MfS inoffiz. gearbeitet zu haben; Juli 1993 erneute U-Haft aufgrund des Verdachts der Erpressung ausreisewilliger Bürger in 51 Fällen sowie der Steuerhinterziehung; Okt. 1993 Anklage wegen »Meineids« (als Zeuge vor dem Kammergericht im Feb. 1993); Jan. 1994 gegen Kaution aus der U-Haft entlassen; am 9.1.1996 von der 6. Großen Strafkammer des Berliner LG wegen »Meineids in einem Fall u. Erpressung in vier Fällen« zu zwei Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung u. wegen »Falschbeurkundung in fünf Fällen« zu einer Geldstrafe von 92.000 DM verurteilt, nach Antrag auf Revision 1998 durch den BGH vom Vorwurf der Erpressung freigesprochen; gest. in Schliersee (Oberbayern).

W. V. vermittelte die Ausreise von über 250.000 DDR-Bürgern in die Bundesrep. Dtl., den Freikauf von 33.775 Häftlingen u. den Austausch von ca. 150 Agenten, darunter von Francis G. Powers gegen Rudolf I. Abel (1962) u. von  Günter Guillaume (1981); Vermittler bei der Besetzung der US-Botschaft in Berlin (1984) u. der bundesdt. Botschaften in Budapest, Prag u. Warschau (1989) durch ausreisewillige DDR-Bürger.

Die Wiedergutmachung fasch. Unrechts in der DDR. Berlin 1952. Schmidthammer, J.: Rechtsanwalt W. V. Mittler zw. Ost u. West. Hamburg 1987; Whitney, C. R.: Advocatus Diaboli. W. V. Anwalt zw. Ost u. West. Berlin 1993; Pötzl, N. F.: Basar der Spione. Hamburg 1997; Wölbern, J. P.: Die Entstehung des Häftlingsfreikaufs. In: Deutschland Archiv (2008) 5.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten