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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Walter, Albert Paul

* 22.9.1885 ✝ 14.2.1980

Geboren am 22. September 1885 in Flatow/ Westpreußen, verlebte die Kindheit in der Neumark. Sein Vater war Kutscher, starb 1886. Walter wurde vom Großvater, einem Bauern, erzogen. Ab 1899 drei Jahre bei der Binnenschiffahrt auf der Oder und Elbe, Übersiedlung nach Hamburg. Seemann, von Juni 1905 bis November 1907 Dienst bei der Kriegsmarine. Von Juli 1914 bis 1917 lebte er in den USA, dort ab Ostern 1917 interniert; Vorsitzender des »Committee of Interned Seamen«, er führte im Juli 1919 die deutschen Seeleute zurück. Im Januar 1920 Leiter des »Deutschen Seemannsbundes«, einer syndikalistischen Organisation, 1922 schloß sich der nunmehrige »Deutsche Schifffahrtsbund« der Roten Gewerkschaftsinternationale an. Walter war dessen Führer bis zur Auflösung 1925. Dann organisierte er bis 1928 im Auftrag des RGI-Führers Solomon Losowski, die »Internationalen Hafenbüros«. Bis 1914 politisch nicht organisiert, 1919 trat er der USPD bei und kam 1921 zur KPD. 1924 zog er für die KPD in die Hamburger Bürgerschaft ein (Mitglied bis 1933), zeitweise Schriftführer der Bürgerschaft sowie Mitglied der KPD-BL Wasserkante. Als die RGI 1928 die Internationale der Seeleute und Hafenarbeiter (ISH) gründete, wurde Walter deren Generalsekretär (bis 1933).

Im März 1933 verhaftet, saß er bis 1934 im KZ Fuhlsbüttel, bis 1938 erwerbslos, dann bis 1942 Akquisiteur. Von 1943 bis Kriegsende vom »Deutschen Fichtebund« als Übersetzer und Dolmetscher beschäftigt Nach Ausbruch der Krieges 1939 veröffentlichte Walter die NS-Propaganda-Schrift »Der englische Krieg und die deutschen Arbeiter«, laut seiner Version, »weil ich überzeugt war, in England den eigentlichen Urheber des Krieges zu sehen«. Der NSDAP gehörte er angeblich nicht an. Dennoch verbreitete die NSDAP seine im Hanseatischen Gildeverlag erschienene Schrift in einer Auflage von 120000 Exemplaren, schließlich kam darin auch der Satz vor: »Eine lügnerische Propaganda« wolle »jetzt die deutschen Arbeiter von ihrem Führer trennen«. Walter wurde 1948 von den Leitern der rechtsgerichteten »Deutschen Partei« in Hamburg aufgesucht, zur Mitarbeit gewonnen, und schloß sich Anfang 1948 dieser Partei an. 1949 wurde er als Spitzenkandidat der Deutschen Partei in Hamburg in den ersten Deutschen Bundestag gewählt und saß für diese auch im 1953 gewählten Bundestag. Im Handbuch des Parlaments verschwieg er freilich seine kommunistische Vergangenheit, gab nur an, Gewerkschaftsführer gewesen zu sein. Später betätigte er sich »nur noch gelegentlich politisch«, da sein Leben, wie er meinte, »reichlich stürmisch« gewesen war. Albert Paul Walter starb am 14. Februar 1980 in Hamburg.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten