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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Wander, Fred

* 5.1.1917 ✝ 10.7.2006

Geb. in Wien in einer jüd. Fam., Vater Handelsvertreter (1942 im KZ Auschwitz ermordet); Volks- u. Hauptschule in Wien; Lehrling im Textilhandel, Laufbursche u. Diener, dann arbeitslos; ab 1931 Gelegenheitsarb. in der Landw., im Straßenbau, als Hoteldiener, Zeichner u. Fotograf in Italien, Schweiz u. Dtl.; Mai 1938 Flucht aus Wien nach Paris, dort Unterstützung durch jüd. Hilfsorg., Gelegenheitsarbeiten; Sept. 1939 in Paris als »feindl. Ausländer« verhaftet, interniert im Lager Le Meslay-du-Maine (Mayene), Mai 1940 Flucht nach Marseille, anschl. in Südfrankreich interniert; Sept. 1942 bei der Flucht in die Schweiz von der Schweizer Bundespolizei festgenommen u. an die Gestapo ausgeliefert; Haft in den KZ Auschwitz, Groß-Rosen u. Buchenwald, Apr. 1945 Befreiung durch US-Truppen.

1945 Rückkehr nach Österreich (Wien);

1945 – 68 KPÖ; Reporter in Wien; brach ein Regiestudium am Max-Reinhardt-Seminar aus finanz. Gründen ab; 1950 offizielle Namensänderung in Fritz Wander; 1955 Teiln. am 1. Lehrgang des Inst. für Lit. »Johannes R. Becher« in Leipzig; seit 1956 verh. mit  Maxie Wander; 1958 Übersiedl. in die DDR; als freischaff. Schriftst. in Kleinmachnow (b. Berlin); 1959 – 70 als Ermittler des militär. Nachrichtendiensts des MfNV tätig; 1974 – 77 vom MfS als IM »Skorpion« bzw. »Karl« erf.; 1966 Fontane-Preis; ab 1972 Mitgl. des PEN-Zentrums DDR, dann Dt. PEN-Zentrum (Ost); 1972 Heinrich-Mann-Preis für seine autobiogr. Lager-Erzählung »Der siebente Brunnen« (Berlin 1971); nach dem Tod von Frau u. Tochter 1983 Rückkehr nach Wien; ab 1983 wieder freischaff. Schriftst., 2003 Theodor-Kramer-Preis; 2006 Literaturpreis der Stadt Wien; gest. in Wien.

Debütierte 1958 mit dem Jugendbuch über den Freiheitskampf der Philippinos »Taifun über den Inseln«; andere Arbeiten haben Grunderlebnisse des Autors, wie Emigr. u. KZ zum Thema, so z. B. der Reportageband »Doppeltes Antlitz. Pariser Impressionen« (mit Maxie W./ Berlin 1966); trat auch als Dramatiker hervor (»Der Bungalow«, UA 1978); größere Beachtung fand die Hrsg. der Tagebücher u. Briefe seiner Frau (1979).

Ein Zimmer in Paris. Berlin 1976; Provenzalische Reise. Report. Berlin 1977; Hôtel Baalbeck. Berlin 1991; Das gute Leben. Erinnerungen. München, Wien 1996. Loebell, I.: Eine Reise nach Genf. Schweiz 1999 (Dok.-Film über F. W.); Grünzweig, W., Seeber, U. (Hrsg.): F. W. Leben u. Werk. Bonn 2005; Debazi, E.: Zeugnis – Erinnerung – Verfremdung: literar. Darstellung u. Reflexion von Holocausterfahrung bei F. W., Ruth Klüger u. Edgar Hilsenrath. Klagenfurt 2005; Sandberg, B.: Der Zeitzeuge F. W. Erinnerungen zwischen Authentizität u. Fiktionalität im Kontext der Holocaustliteratur. In: Parry, Ch., Breuer, U. (Hrsg.): Grenzen der Fiktionalität u. der Erinnerung. München 2007.

Bernd-Rainer Barth

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten