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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Weber, Otto

* 17.2.1889 ✝ 7.12.1972

Geboren am 17. Februar 1889 in Rathenow, Sohn einer Arbeiterfamilie. Der gelernte Optiker arbeitete nach seiner Lehre bis 1914 in Berlin, anschließend für einige Zeit in Paris. Bei Kriegsausbruch interniert, wegen Krankheit in die Schweiz abgeschoben, kam er im Oktober 1917 im Rahmen eines Austausches nach Deutschland. Seit 1907 Mitglied der SPD, er schloß sich dem Spartakusbund an und gehörte im November 1918 zum Arbeiter- und Soldatenrat von Rathenow. Dort gemeinsam mit

Karl Gehrmann

Gründer und Leiter der KPD. Auf der Parteikonferenz in Frankfurt/M. 1919 vertrat er diese Gruppe. 1924 in die Stadtverordnetenversammlung gewählt, ab 1925 Mitglied des Brandenburgischen Provinziallandtages. Wie fast die gesamte Ortsgruppe Rathenow gehörte er nach dem »Offenen Brief« 1925 der linken Opposition an. Weber unterschrieb den »Brief der 700« und leitete nach dem Überschwenken Gehrmanns zur ZK-Mehrheit die linke Opposition in Rathenow und Brandenburg. Nach dem Tode Hans Bohlas kam Otto Weber im Januar 1928 als Abgeordneter in den Reichstag. Da er dem Ersuchen des ZK, sein Mandat niederzulegen, nicht folgte, wurde er am 3. Februar 1928 aus der KPD ausgeschlossen. Im Reichstag war er in der Gruppe der linken Kommunisten, im April 1928 einer der Mitbegründer des Leninbundes. Er leitete in den folgenden Jahren die starke Gruppe dieses Bundes in Rathenow. 1928 wegen Landfriedensbruchs zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, die er aber wegen einer Amnestie nicht verbüßen mußte.

Ende Februar 1933 kam er für zehn Tage in »Schutzhaft«, wurde am 17. April 1934 in Rathenow verhaftet und im August vom Kammergericht Berlin zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Danach bis 1945 in den Rathenower Optischen Werken beschäftigt, wo er französische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter unterstützte. Am 10. Mai 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht zum Stadtrat und Leiter des Dezernats für Volksbildung ernannt, gleichzeitig Vorsitzender des Antifa-Ausschusses und nach Zulassung der Parteien Polleiter der KPD in Rathenow, im April 1946 Mitvorsitzender der SED. Er arbeitete unter dem populären Rathenower Oberbürgermeister Paul Szillat. Weber geriet schon früh in das Visier des Landesparteischiedsgerichts der SED Brandenburg.

Da er sich zur Politik des Leninbundes von vor 1933 bekannte, wurde er am 30. Oktober 1948 »wegen starker sektiererischer Tendenzen« aus der SED ausgeschlossen. In der Begründung hieß es u. a.: »Eine Reihe von Äußerungen zeigen klar, daß er mit der Linie der Partei nicht einverstanden ist, vielmehr versucht er immer zu ?beweisen?, daß die Politik des Leninbundes vor 1933 die richtige war und zeigt somit seine Verbundenheit mit seiner alten arbeiterfeindlichen Einstellung der damaligen Zeit ... Weber unterstützt auch die Stimmung innerhalb der Partei, daß man nicht offen sprechen darf, jeder hat Angst (!) etwas zu sagen. In diesem Zusammenhang werden dann noch einige Genossen verleumdet und als Spitzel bezeichnet... Der Genosse Weber hat somit durch seine ganze Handlungsweise gezeigt, daß er nicht gewillt ist, mit der Partei zu marschieren, sondern gegen sie. Weber ist konsequent den Weg gegangen, den er als der frühere Trotzkist gehen mußte – ins opportunistische, sowjetfeindliche Lager. Weber ist damit zum Parteischädling geworden.« Sein Einspruch gegen den Parteiausschluß wurde von der ZPKK trotz einer positiven Stellungnahme seines Mitgenossen

Karl Gehrmann

abgelehnt. 1965 erhielt er die Medaille »Kämpfer gegen den Faschismus«. Otto Weber starb am 7. Dezember 1972 in Rathenow.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten