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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Weiland, Alfred

* 7.8.1906 ✝ 18.9.1978

Geb. in Berlin-Neukölln; Vater Zimmerer; 1912 – 20 Volksschule in Berlin; 1920 – 24 Ausb. zum Schlosser bei der Fa. Sydow in Berlin, anschl. Geselle u. Gelegenheitsarbeiten; Mitgl. der Bünd. Jugend, Kontakte zur KPD; Juli – Dez. 1925 NSDAP; 1925 – 31 Telegraphenarbeiter beim Telegraphenbauamt Berlin; Mitgl. der KAPD u. Führungsfunktionär in der rätekommunist. Allg. Arbeiter-Union (AAU), ab Ende der 1920er Jahre internat. Verbindungsmann der AAU, journalist. Arbeit für die rätekommunist. Presse; 1929 Org.-Sekr. u. Mitgl. des Geschäftsf. Hauptaussch. der KAPD; 1931 Entlassung aus dem Telegraphenbauamt wg. Streikagitation; anschl. Technikerausbildung; ab Jan. 1933 illeg. polit. Arbeit; Frühjahr 1933 in die ČSR, Herbst 1933 Rückkehr nach Dtl.; Nov. 1933 verhaftet, KZ Hohenstein, Juni 1934 Entlassung; weiter illeg. tätig, führender Kopf der Kommunist. Arbeiter-Union (KAU, Bündnis versch. rätekommunist. Gruppen); in den 1940er Jahren Kontakte zu Widerstandskreisen um Carl Goerdeler u. Julius Leber, auf Betriebsebene Kontakte zur Gruppe um Anton Saefkow; entging durch Meldung zur Wehrmacht den Verhaftungsaktionen 1944.

Mai 1945 in Berlin-Schöneberg; Reorganisation der versprengten rätekommunist. Gruppen, Aufbau der illeg. »Gruppe Internat. Sozialisten« (GIS) in der SBZ, zugl. Eintritt in die KPD / SED; ab 1948 Aufbau der halblegalen Org. »Sozialwiss. Vereinigung« (SWV) in West-Berlin; die GIS bzw. SWV standen seit 1945 unter Beobachtung des sowj. Geheimdienstes u. des SED-Abwehrapparates; 11. Nov. 1950 vom sowj. Geheimdienst aus West-Berlin entführt, Haft im sowj. MGB-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen u. ab März 1951 im MGB-Gefängnis in Berlin-Karlshorst, Dez. 1951 Übergabe an das MfS, Haft in der MfS-U-Haftanstalt Berlin-Hohenschönhausen; trotz Widerrufs unter Folter erpreßter »Geständnisse über Spionagetätigkeit« in einem Geheimprozeß vom Landesgericht Greifswald im Aug. 1952 zus. mit anderen GIS-Aktivisten wg. »Boykott- u. Kriegshetze« zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt, Haft im Zuchthaus Bützow-Dreibergen (Mecklenb.), Anführer eines Hungerstreiks der Häftlinge, deshalb ab Ende 1955 im Zuchthaus Brandenburg-Görden; Nov. 1958 nach West-Berlin entlassen; SPD; weiter aktiv in versch. Org.; bis in die 1970er Jahre Zersetzungsmaßnahmen des MfS ausgesetzt; gest. in West-Berlin.

Partisan der Freiheit. Ein Tatsachenbericht über das Kapitel Menschenraub aus der Geschichte des Kalten Krieges. Berlin 1959 (Manuskriptdruck). Buber-Neumann, M. (Hrsg.): Ein Leben für die Freiheit. Der Menschenraub an A. W. o. O., o. J. (1951); Bundesmin. für Gesamtdt. Fragen (Hrsg.): Der Staatssicherheitdienst. Ein Instrument der polit. Verfolgung in der SBZ Deutschlands. Bonn, Berlin 1962; Kubina, S.: Die Bibliothek des Berliner Rätekommunisten A. W. (1906 – 1978). Berlin 1995; Kubina, M.: Von Utopie, Widerstand u. Kaltem Krieg. Das unzeitgemäße Leben des Berliner Rätekommunisten A. W. (1906 – 1978). Hamburg 2001.

Bernd-Rainer Barth

Handbuch Deutsche Kommunisten

Weiland, Alfred

* 7.8.1906 ✝ 18.9.1978

Geboren am 7. August 1906 in Berlin, Sohn eines Zimmerers; Schlosserlehre, Anschluß an die sozialistische Jugendbewegung und frühe Verbindung zur KPD, ging Mitte der zwanziger Jahre zur KAPD und AAU. Ende der zwanziger Jahre übernahm Weiland ehrenamtliche Führungspositionen in diesen Organisationen. Für verschiedene Zeitungen journalistisch tätig, organisierte er die internationale Arbeit der AAU. 1931 als Telegraphenarbeiter wegen Streikagitation entlassen, Technikerausbildung. 1933 zunächst in die ?CSR emigriert, noch im gleichen Jahr nach Deutschland zurück, hier im November 1933 festgenommen. Er kam in das KZ Hohnstein, aus dem er im Juni 1934 entlassen wurde. Weiland war führender Kopf der Kommunistischen Arbeiter-Union, einem Bündnis verschiedener kleiner rätekommunistischer Gruppen. Im Zentrum deren illegaler Arbeit stand die Diskussion über die aus ihrer Sicht verheerende Rolle des Bolschewismus und das Versagen der »alten« Arbeiterbewegung. In den vierziger Jahren hatte er Kontakte zu Widerstandskreisen um Carl Goerdeler und Julius Leber sowie Anton Saefkow. Der Verhaftungswelle nach dem 20. Juli 1944 entging Weiland nur dadurch, daß er sich zur Wehrmacht gemeldet hatte. Im Mai 1945 wieder in Berlin, bemühte sich Weiland um die Reorganisation der versprengten rätekommunistischen Gruppen, baute die Gruppe Internationaler Sozialisten auf. Er trat offiziell der KPD/SED bei, arbeitete journalistisch und beteiligte sich Ende 1946 am Aufbau des Instituts für Publizistik in Ost-Berlin. Seit 1947 gab er in Berlin die hektographierte illegale Zeitschrift »Neues Beginnen« heraus. Nach Eröffnung des Instituts für Publizistik im Frühjahr 1947 entlassen, setzte er sich nach West-Berlin ab, war erwerbslos und leitete Volkshochschulkurse. Die Gruppe um Weiland stand seit Sommer 1946 unter Beobachtung der sowjetischen Geheimpolizei und des Abwehrapparates der SED. Am 11.November 1950 wurde Weiland vom MfS aus West-Berlin entführt, sein unter Folter erpreßtes Geständnis widerrief er später, das Verfahren wegen Spionage wurde eingestellt. Trotzdem verurteilte ihn das Landgericht Greifswald am 27.August 1952 zu 15 Jahren Zuchthaus. Im November 1958 entlassen, ging er nach West-Berlin, trat in die SPD ein und engagierte sich in verschiedenen antikommunistischen Organisationen. Alfred Weiland starb am 18.September 1978 in Berlin. Von Michael Kubina erschien 2001 das Buch: »Von Utopie, Widerstand und Kaltem Krieg. Das unzeitgemäße Leben des Berliner Rätekommunisten Alfred Weiland (1906-1978)«.

Bernd-Rainer Barth

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten