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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Well, Roman (Sobolevicius

* 1900 ✝ 1962

(* 1900 – † 1962)

Geboren 1900 (1901?) in Litauen, Sohn einer Industriellen- bzw. Pelzhändlerfamilie. Ruvin Sobolevicius studierte in Leipzig, reiste für ein Jahr in die Sowjetunion, kehrte Ende 1927 zurück und wurde in Leipzig Mitglied der KPD. Sein Bruder Abraham (Adolf Senin) (* 15. 3. 1903 – † ?, ) kam 1921 nach Deutschland und trat 1922 als Student der KPD bei. Er war Korrespondent der kommunistischen »Sächsischen Arbeiterzeitung«. Roman Well und Adolf Senin gründeten 1928 mit Erwin Ackerknecht eine der ersten trotzkistischen Gruppen in Deutschland. Nach einem intensiven Briefwechsel mit Leo Trotzki besuchte Well ihn im Sommer 1931, zusammen mit seinem Bruder, der damals bei den französischen Trotzkisten Ansehen genoß und in Paris lebte. Beide hatten offensichtlich Trotzki sehr beeindruckt und konnten ihre Rolle in der trotzkistischen Bewegung ausbauen. Doch während Well starke Ausstrahlungskraft besaß, galt Senin als haltlos und als Alkoholiker.

Beim Zusammenschluß der Minderheit des Leninbundes, eines Teils der Weddinger Opposition und der Leipziger Gruppe zur trotzkistischen Linken Opposition (LO) wurde Roman Well im März und im Oktober 1930 in die Reichsleitung (RL) gewählt. Nach dem Ausschluß Landaus im Frühjahr 1931, die Brüder hatten den Sturz Landaus geschickt betrieben, nahmen sie nun in der trotzkistischen Gruppe eine entscheidende Stellung ein. Die Auffassung, die Brüder seien 1927/28 als Agenten der sowjetischen Geheimpolizei Stalins in die trotzkistische Bewegung eingeschleust worden (Erwin Ackerknecht), ist zwar umstritten, doch wirkten sie dann in der trotzkistischen Bewegung als Agenten des NKWD. Im Januar 1933 provozierten sie durch die Herausgabe einer gefälschten Nummer der »Permanenten Revolution« eine Krise der LO. Sie behaupteten, die Mehrheit habe mit Trotzki gebrochen und der Trotzkismus sei »bankrott«. Diese Version übernahm (am 22.Januar) die »Rote Fahne«. Daraufhin wurde Well von Trotzki hart kritisiert (»Permanente Revolution«, Nr. 5/1933), für ihn waren jetzt »Well wie auch sein Doppelgänger Senin« »fremde Figuren in den Reihen der Opposition«, »Stalinsche Agenten, die sich für Oppositionelle ausgeben«.

Well, Senin und einige Anhänger, darunter Joko ( Joseph Kohn), wurden ausgeschlossen. Well und Senin traten zur KPD über, Joko u. a. kehrten zu den Trotzkisten zurück.

Die Brüder flüchteten in die Sowjetunion. Der sowjetische Geheimdienst schickte beide 1947 in die USA. Roman Well (jetzt Robert Soblen) machte Karriere als Psychiater und schuf zusammen mit seinem Bruder Adolf Senin (jetzt Jack Soble) eine Agentengruppe, die für die Sowjetunion spionierte und auch wieder über Trotzkisten nach Moskau berichtete. 1957 rollte das FBI die Gruppe auf, alle Mitglieder wurden festgenommen, Robert Soblen alias Roman Well zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Er konnte nach Israel fliehen, doch wurde ihm Asyl verweigert, über England sollte er an die USA überstellt werden. Roman Well beging im September 1962 in London Selbstmord. Jack Soble alias Adolf Senin machte umfassende Aussagen, gab zu, daß er ab 1931 sowjetischer Agent war, behauptete u. a., in Moskau habe Berija zu ihm gesagt: »Genosse Stalin erinnerte sich an Ihren Namen und die Dienste, die Sie gegen den feigen Staatsfeind Trotzki geleistet haben.«

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten