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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Wurm, Christoph

* 8.8.1891 ✝ 1939

Geboren am 8. August 1891 in Offenbach/M., Sohn eines bekannten Sozialisten; besuchte die Reformschule, das Technikum und die Hochschule und absolvierte eine Drechslerlehre. 1905 trat er in die Arbeiterjugend, 1908 in die SPD ein. Wurm arbeitete an sozialdemokratischen Parteizeitungen und hatte während des Weltkrieges Verbindung zur Spartakusgruppe. 1917 Mitglied der USPD, war er 1918/19 einer der Führer des Roten Soldatenbundes und nahm als dessen Delegierter am Gründungsparteitag der KPD Ende 1918 teil. Er hatte die militärische Gesamtleitung des Januaraufstandes und betätigte sich anschließend illegal für den Roten Soldatenbund in Berlin und anderen Städten, damals einer der wichtigsten Mitarbeiter der Zentrale. Nach dem II. Heidelberger Parteitag 1919 kam Wurm in die Schulungsarbeit und war hauptamtlicher Wanderredner für die KPD. Bei der März-Aktion 1921 Beauftragter der Zentrale für Mitteldeutschland, wurde 1923 Oberleiter für die Bezirke Ostpreußen und Danzig. Als Anhänger der Mittelgruppe nach dem IX. Frankfurter Parteitag 1924 aus dem deutschen Parteiapparat entfernt, ging er im Auftrag der Komintern als Redakteur zur Wiener »Roten Fahne«. Am 24.September 1924 zusammen mit Walter Ulbricht in Wien verhaftet und nach Verbüßung einer kurzen Gefängnisstrafe abgeschoben.

Bis 1929 im Komintern-Apparat zunächst als Referent, zuletzt als Leiter der Informationsabteilung tätig. Nach der Reorganisation der Komintern nach dem X. EKKI-Plenum wurde deren Informationsabteilung aufgelöst und Wurm kehrte im November 1929 nach Deutschland zurück. Gemeinsam mit Erich Kunik leitete er die Informationsabteilung des ZK der KPD. Während der Auseinandersetzungen mit Neumann-Remmele stand Wurm auf seiten von Ernst Thälmann und wurde im Sekretariat des ZK vor allem für theoretische Fragen eingesetzt. Bis Juli 1934 Mitarbeiter der LL in Berlin, emigrierte dann nach Prag und später nach Paris. Ende April 1935 wieder in der Sowjetunion, Lektor, anschließend Leiter des deutschen Sektors an der Internationalen Leninschule. In der bedrükkenden Atmosphäre der Moskauer Säuberungen erlitt er 1937 einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Kurz nach Kriegsausbruch, im September 1939, starb Christoph Wurm nach einem zweiten Schlaganfall.

Seine Lebensgefährtin Hedwig Linke (*23. 2. 1899 – † 1. 3. 1976), Schneiderin und Kontoristin, seit 1919 KPD, führte gemeinsam mit ihrem ersten Mann, Karl Prinz, illegale Aktionen durch, deshalb 1924 zeitweise inhaftiert. Anfang 1925 nach Moskau geschickt, bis 1929 Archivarin im Dokumentararchiv des EKKI, nach Aussagen von Ruth von Mayenburg auch Sekretärin von Richard Sorge, arbeitete eng mit der 4.Abteilung der GRU zusammen. Seit der Trennung von Karl Prinz 1927 Lebensgemeinschaft mit Christoph Wurm, mit dem sie Ende 1929 nach Deutschland zurückkehrte. Im April 1935 wieder in die Sowjetunion, erneut im Komintern-Apparat tätig. Im Juli 1945 nach Berlin, bis Januar 1947 Leiterin des Amtes für Wirtschaftshilfe beim Magistrat. Anschließend Chefsekretärin von Rudolf Herrnstadt bei der »Berliner Zeitung«, sie erhielt 1969 den VVO in Gold.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten