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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Zeutschel, Walter

* 22.7.1900 ✝ 21.6.1976

Geboren in Hamburg, Sohn eines Zimmerpoliers, nach der Volksschule begann er eine kaufmännische Lehre, die er aber nicht beendete, anschließend Gelegenheitsarbeiter. Zeutschel engagierte sich ab 1916 in der oppositionellen sozialistischen Jugend. Im Sommer 1918 zum Militärdienst einberufen, kam er kurz vor Ausbruch der Revolution noch an die Westfront. Zunächst Mitglied und örtlicher Funktionär der Hamburger USPD, ab Ende 1920 in der KPD, gehörte Zeutschel zunächst zu den Anhängern Ernst Thälmanns, war aber 1923 bei denjenigen ultralinken Kreisen in der KPD Hamburgs, die schon 1923 gegen ihn agitierten, weil sie generell hauptamtliche Funktionäre ablehnten. Zeutschel war im Oktober 1923 beim Hamburger Aufstand einer der Anführer. Nach der Niederschlagung kam er in den damals von Peter Skoblewski aufgebauten Terror-Apparat, war zunächst für Pommern und Mecklenburg zuständig. In ein Bomben-Attentat in Potsdam verwickelt, wurde Zeutschel Ende 1924 verhaftet und 1925 zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Prozeß vor dem Reichsgericht wurde ihm attestiert, dass er eine psychisch auffällige Persönlichkeit und ein exaltierter Mensch sei, der sich stark überhebt und mit hochfliegenden Plänen beschäftigt ist. Durch die Amnestie 1928 frei, kam er als Redakteur zur »Hamburger Volkszeitung«, schied aber 1929 aus und trennte sich von der KPD. 1931 erschien im J.H.W. Dietz Verlag seine Enthüllungsschrift »Im Dienste der kommunistischen Terror-Organisation. Tscheka-Arbeit in Deutschland«. Der SPD-Verlag veröffentlichte die Broschüre (157 Seiten) als »Anschauungsunterricht« gegen kommunistische Verschwörungen, distanzierte sich aber im Vorwort von Zeutschel. »Der Verfasser erblickt in der Nachahmung bolschewistischer Terrormethoden das Heil für die deutsche Arbeiterschaft. Der Verlag ist der Ansicht, daß die Überwindung dieser bolschewistischen Terrormethoden eine unerläßliche Voraussetzung des Sieges der sozialistischen Sache ist!«. Zeutschel war bis 1933 Angestellter beim Hamburger Arbeitsamt, wurde dann entlassen und mehrmals kurzzeitig inhaftiert. Die Absicht seine Enthüllungsbroschüre noch einmal neu herauszugeben wurden fallengelassen. Bis 1936 arbeitslos, später Erdarbeiter und Betriebsleiter im Kieswerk Tannenhöft in Schmalenbeck. Nach 1945 Inhaber einer Lohnnäherei. Walter Zeutschel starb am 21. Juni 1976 in Hamburg.

 

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten